Axel Schneider, künstlerischer Leiter und Regisseur, studierte Philosophie, Geschichte und Germanistik. Seit 1990 arbeitete er als Regisseur und Theaterleiter. Seit 1995 ist er Leiter des Altonaer Theaters und seit 2003 zudem Leiter des Harburger Theaters und der Hamburger Kammerspiele, seit 2005 spielplanverantwortlich für das „Haus im Park“ in Bergedorf. Seit 2014 Künstlerischer Leiter bei den Burgfestspielen. Seine Häuser und Produktionen sind mit den Pegasus-, Rolf Mares- und Inthega-Preisen ausgezeichnet, Schneider selbst mit dem Hamburger Bürgerpreis und 2015 wurde er Hamburger des Jahres in der Kategorie Kultur.
Das Altonaer Theater hat ein sehr treues Stammpublikum, viele Besucher stammen aus der unmittelbaren Umgebung des Theaters, kommen aber auch aus dem Umland. Relativ wenige Touristen besuchen das Altonaer Theater, dafür aber Menschen, die sich bewusst für den Stoff eines speziellen Stückes interessieren oder Fan des Buchautors sind. Je nachdem, ob das Ensemble „Homo Faber“ oder „Sophia, der Tod und ich“ spielen, sitzen also sehr unterschiedliche Menschen im Theater. Auch das Musical „Der Bewegte Mann“, der seine Sommerpremiere unter der Leitung Axel Schneiders im Thalia Theater feierte, kommt ab Ende Oktober auf den Spielplan des Altonaer Theaters. Der Intendant freut sich über den Erfolg des Spielplans: „Das machen wir ganz bewusst, um unterschiedliche Bevölkerungsschichten anzusprechen – ganz im Gegensatz zu den großen Staatlichen Theatern, die ein breites Publikum ansprechen. Unsere Gäste kommen von überall her: Aus Hamburg und dem Umland, teilweise auch von weiter her. Touristen orientieren sich eher an den großen Theatern oder Musicaltheatern.“ Im Theatersaal trifft man viele junge Leute ab 35 Jahren, die sich für Literatur und Theater interessieren und für die das Repertoire des Altonaer Theaters gerade recht ist.
Auch der Name des Altonaer Theaters wurde vor 22 Jahren ganz bewusst gewählt. Als Axel Schneider damals die Intendanz des Theaters übernahm, war der Bezirk Altona so etwas wie eine „Kleinstadt“ von 220.000 Einwohnern. Dafür wollte er zusammen mit seinen Mitarbeitern eine Art exemplarisches Theater für den Bezirk anbieten. Der Erfolg gibt ihm Recht: „Heute sind wir das viertgrößte Sprechtheater Hamburgs und sind stolz darauf, ein sehr junges Publikum in unserem direkten Umfeld anzusprechen.“
Das Motto: „Wir spielen Bücher“ ist seit 11 Jahren sehr erfolgreich, auch wenn es damals ein weitreichender und auch rigoroser Schritt war. Axel Schneider ist optimistisch, dass es wegen der vielen neuen Ideen und spannenden Bücher, die es noch für die Theaterbühne zu adaptieren gilt, nie langweilig wird. „Und deshalb werden wir damit sicher noch eine Weile weiter machen!“
Wenn sich Axel Schneider dafür entscheidet, ein neues Buch für das Theater zu adaptieren, weiss seine Familie, was auf sie zukommt: Dann sucht sich Schneider ruhige Stunden am frühen Morgen oder am späten Abend, wenn er nicht gestört wird, und beschäftigt sich mit dem Stoff: Vor allem geht es darum, die wesentlichen Aspekte des Stoffes herauszuarbeiten und Unwichtiges weg zu lassen. Oft ist die Rohfassung des Theaterstücks dann noch viel zu lang und es muss noch mehr gekürzt werden. „Man könnte sich verleiten lassen, Nebenfiguren oder Landschaftsbeschreibungen wegzulassen, aber natürlich geht es darum, den Charakter des Stoffes zu erhalten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Inszenierung theatralisch bleibt. Insgesamt arbeiten wir so etwa ein Jahr an einem neuen Stück. Zum Glück gibt es viele Bücher, die bereits für Theater bearbeitet sind, sodass wir nicht alle sechs Stücke jedes Jahr neu schreiben müssen...“ – und außerdem setzt Schneider auf ein „phantastisches Team, das mich hervorragend unterstützt“. So kann er denn auch mehrere Theater und Festivals parallel bespielen, ohne auszubrennen. Oder kleine Krisen überstehen, wie den Hype der Hamburger um Tickets für die Elbphilharmonie, der ihn am Ende der vorigen Saison wirtschaftliche Sorgen bereitete.
Inzwischen kann er sich zurück lehnen, wenn die Stücke seiner Theater so wie jetzt im Altonaer beim Publikum so gut ankommen wie die aktuelle Inszenierung des Meyerhoff-Romans: ""Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ bescherte uns einen gelungenen Saisonstart. Grundsätzlich ist das Altonaer Theater gesund und wir gehen kämpferisch mit der Situation um. Die Kulturbehörde geht davon aus, dass der Hype um die Elbphilharmonie noch ein Jahr anhält. Dann beruhigt sich die Lage ohnehin wieder.“
In der aktuellen Saison freut sich Schneider besonders auf „Die schöne neue Welt“ von Aldous Huxley. „Ich finde Huxleys Alternative spanend und aktuell. Ich habe persönlich nicht gedacht, dass wir das mal wieder aufnehmen, aber es war 1997 schon ein Dauerbrenner und viele haben danach gefragt, weil sie gute Erinnerungen an das Stück haben. Und ich freue mich riesig darauf, dass viele Schauspieler von damals wieder auf der Bühne stehen.“