Ohne »Ö« fehlt dir nichts..?

Sehr geehrte Damen und Herren,

vorgestern habe ich in meiner Praxis den Verteiler des Örtlichen angetroffen. Ich habe ihm die beiden Telefonbücher, das Örtliche und die gelben  Seiten, wieder mitgegeben und gesagt dass ich nicht interessiert sei. Er nahm sie etwas verwundert wieder an, und zog weiter. Heute fand ich erneut 2 Ausgaben, allerdings diesmal nicht im Briefkasten sondern in der Zeitungsrolle darunter, eingerollt.

Zu Hause angekommen, auch in Rissen, fand ich 2x 4 Bücher vor der Haustür aufgereiht liegen. Dem Zusteller war es nicht möglich die Bücher ordnungsgemäß in die Briefkästen zu geben. Diese Art der Zustellung ist leider kein Einzelfall. Scheinbar kann man nur durch regelmäßige Beschwerden so etwas halbwegs abstellen. ( Beispiel: Massensendung Bildzeitung extra an alle Haushalte, lange Zeit das Elbe WB, Rissener Rundschau, Werbezettel aller Art….). Viele Menschen nehmen diese Art der Zustellung scheinbar auch hin und entsorgen alles ohne sich zu beschweren.

Neben dem Ärger der Zustellung stellt sich mir allerdings auch die Frage, warum diese Bücher zwangsweise zugestellt werden. Im Zeitalter der digitalen Medien lassen sich Adressen sehr schnell online finden, da in der Regel in sehr vielen Haushalten immer ein Rechner online ist. In Canada und woanders in der Welt werden ganze Wälder nur für deutsche Telefonbücher abgeholzt. Auch wertvollste Baumbestände. Somit landet nun ein Stück wertvoller Wald in der Tonne und wird recycled. Unnötig finde ich, selbst wenn das Material  dieser Bücher vielleicht auch aus anderen Quellen stammt.
In Zeiten wie diesen sollten auch Verlage nachdenken ob Zwangszustellungen von solchen Büchern noch zeitgemäß sind. Wenn Menschen diese Bücher im Dreck vor der Haustür finden werden sie weggeworfen. Daneben ist die Verwendung von Büchern dieser Art sicher fraglich, wenn sie dann irgendwo nur in Schubladen liegen.

Es wäre schön wenn auch Ihr Verlag ein Zeichen setzen würde und dem entgegensteht. Es sollten umgehend andere Zustellungswege gefunden werden, die auf Freiwilligkeit beruhen. Ich denke die Auflage könnte drastisch vermindert werden, weil sicher sehr viele Menschen, genauso wie ich, auf Printmedien dieser Art,  in einer digitalen Welt verzichten können. Eine immer länger werden Liste an den Briefkasten zu hängen wo drauf steht was alles nicht da rein soll kann doch nicht die Lösung sein, vor allem wenn sie von den Zustellern eh nicht beachtet werden. Die 4 Bücher, die im Altpapier landen aus diesem Haushalt, die anderen Bücher in diesem Block werden zum Teil ebenso weggeworfen, macht hochgerechnet schnell die ersten 100 Bücher, die für Altpapier gedruckt worden sind.

Damit möchte ich allerdings auch noch betonen, das sich diese Beschwerde nicht gegen das Produkt als solches wendet.

Mit freundlichem Gruß
Mathias Asche

Antwort des Herausgebers Markus Krohn:

Sehr geehrter Herr Asche,

die Situation, die Sie hier beschreiben, ist sicher nicht schön. Und natürlich wollen auch die beteiligten Verlage nicht, dass die Exemplare im Dreck landen oder im Altpapiercontainer. Allerdings sind sowohl die örtlichen Telefonbücher als auch im Besonderen die lokalen Anzeigenblätter – und zwar in gedruckter Form – für die meisten lokalen Unternehmen die beste und manchmal sogar einzige Möglichkeit der Werbung. Meine Erfahrung ist außerdem, dass ein Großteil der Menschen, die hier in den Elbvororten leben, die Lokalzeitungen sehr gern in die Hand nehmen, um zu erfahren, was um die Ecke in der Nachbarschaft passiert, welche interessanten Veranstaltungen statt finden oder welche Händler es hier gibt.

Dabei ist es zur Gewohnheit geworden, die lokalen Nachrichten selbstverständlich kostenlos zu erhalten. Abonnementsmodelle im Lokalen scheitern genauso wie die digitalen Inhalte. Selbst Google argumentiert in seinen Verkäuferschulungen, dass nur bestimmte Branchen von lokaler digitaler Werbung profitieren. Der Rest setzt nach wie vor auf Printangebote. Alle bislang mit viel Enthusiasmus und Engagement sowie viel Geld aufgebauten digitalen lokalen Angebote sind gescheitert. Noch nicht einmal das Hamburger Abendblatt kann mit seinem Internetauftritt Geld verdienen. Und das müssen die Verlage ja, wenn sie sorgfältig recherchierte Themen publizieren möchten.

So bleibt uns nur der Weg über die Haushaltsverteilung, auch wenn sich dann einige Elbvorortler daran stoßen. Die DorfStadt-Zeitung lässt die Zeitungen übrigens bewusst über die Deutsche Post AG verteilen, da wir nicht nur die hohe Zustellqualität schätzen, sondern auch die Menschen, die die Zeitung verteilen und ein angemessenes Gehalt verdienen.

Herzliche Grüße
Ihr Markus Krohn (Herausgeber)