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Persönlichkeit zahlt sich aus

  • Falk Hocquél eröffnet Café Palme im Botanischen Garten
Falk Hocquél und Anne Krischok zerschneiden das Schleifen­band, um das Schmidtchen Palme zu eröffnen. Falk Hocquél und Anne Krischok zerschneiden das Schleifen­band, um das Schmidtchen Palme zu eröffnen. Foto: Krohn
Klein Flottbek (8. Juni 2021, Markus Krohn) · Es ist ein großer Moment für den Loki-Schmidt-Garten in Klein Flottbek: Vor zwei Wochen wurde der neue Pächter des Café Palme vorgestellt: Falk Hocquél bezieht den Kiosk inmitten verschiedener Pal­men und bewirtet künftig die Gäste im Botanischen Garten. „Wir freuen uns sehr, einen Partner gefunden zu haben, der mit seinem Konzept perfekt zu uns passt, der ein Auge für Details hat und sich auf die Bedürfnisse unserer Besucher­innen und Besucher einstellt“, freute sich Anne Krischok, Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens Hamburg e.V.. Auch die beiden Wahlkreisabge­ord­ne­ten aus der Hamburgischen Bürgerschaft, Frank Schmitt (SPD) und Dr. Anke Frieling (CDU) waren als ehemalige Kollegen der Vorsitzenden Gäste bei der Eröffnung.
Mit Falk Hocquél kommt ein äußerst erfolgreicher Macher in den Botanischen Garten. „Mich interessiert weniger der Profit als das Konzept, das ich hier umsetzen kann“ – und die Men­schen, mit denen er zusammen kommt. Wer bei dem Unternehmer einkehrt, soll im Einklang mit der ihn umgebenden Natur ohne schlechtes Gewissen nachhaltig genießen können. Hocquél sieht es als selbstverständlich an, weder Natur noch Menschen auszunutzen. Das gilt für seine Kundinnen und Kunden genauso wie für seine Mitarbeiter­in­nen oder Lieferanten. Dass seine Bäckereiprodukte gerade Bioland-zertifiziert sind werden, erfüllt ihn mit Stolz. Marketing dafür braucht es nicht. Er muss das nicht raushängen lassen, denn dass die Cafés unter der Marke Schmidt & Schmidtchen etwas Beson­de­res sind, merkt die Kundschaft schon an der Location, an den liebevoll kreierten Produkten und der herausragenden Qua­lität der Backwaren. „Wir wollen keine reinen Öko-Läden sein“, merkt Hocquél an, „aber gehen mit unseren Ressourcen respektvoll um!“
Mit dieser Haltung war Hocquél schon als Regisseur vertraut. Der Leipziger war kurz vor der Wende in der ehemaligen DDR als Schauspieler und Regisseur aktiv. „Jede Geschichte im The­ater entwickelt sich während der Probenarbeit im Team – Schauspieler, Regisseur, Mas­ken­bildnerinnen und Kulissen­bauer arbeiten Hand in Hand – genauso leben wir unsere Arbeit in unseren Läden und mit unseren Kunden!“, erklärt der Unternehmer und ergänzt: „und dabei geht nichts kaputt – wir sollten unseren Teil dazu beitragen, möglichst wenig Schä­den anzurichten“. Das gilt in seinen Augen nicht nur in Um­weltaspekten, sondern gleich­zeitig auch für die Menschen, die ihn umgeben.
Teil seiner Strategie ist es, mit seinen Lokalen bzw. Cafés einen geschlossenen Markt für die eigenen Produkte zu erzeugen, um unabhängig von industriell hergestellten Vorpro­duk­ten zu sein. „Bei den Bäckerei­produkten ist uns das jetzt gelungen“, freut sich Hocquél, der seinen beiden 10- und 7-jährigen Töchtern eine möglichst unbelastete Welt hinterlassen möchte.
Sie waren auch der Grund dafür, sich aus dem Nachtleben zurück zu ziehen: Bis 2011 war Hocquél als Betreiber der Pony Bar und des Kulturhaus 73 in Hamburg bekannt. Doch mit der Geburt seiner älteren Tochter veränderte sich sein Leben. Sie war es auch, die es dem mittlerweile 50-Jährigen ermöglichte, zwischendurch einen kleinen Ausflug in sein altes Leben zu machen: Vor kurzem durfte er gemeinsam mit ihrer Klasse ein Theater­musical inszenieren. „Im Mo­ment sehe ich mich allerdings eher in der Weiterbildung zum Manager im Mittelstand“, bekräftigt er, denn er fühle sich auch verantwortlich für die ungefähr 200 Menschen, die im Kosmos „Schmidt & Schmidt­chen“ arbeiten. Der Kultur bleibt Hocquél auf jeden Fall verbunden, denn mit seinen Cafés wertet er vor allem Kulturbetriebe auf – sie befinden sich u.a. im Altonaer Theater, in der Bücherhalle am Hühnerposten, im Planetarium oder im Jenisch Haus.
Apropos: Sollte nicht im ehemaligen Gewächshaus im Je­nisch-Park ein Schmidt & Schmidtchen entstehen? Die Ausschreibung dafür fand bereits im Jahr 2017 statt. „Zum Glück bin ich auf die Eröffnung dort nicht angewiesen, daher bin ich geduldig“, umschreibt er die Lage salomonisch, mit der er sicher nicht zufrieden sein kann, denn seit fast einem Jahr liegt zwar eine Baugenehmigung für das Café neben dem Bargheer Museum vor, aber bislang kam kein Mietvertrag mit der Liegen­schaft der Stadt Hamburg zu­stande. Die verweist auf die Komplexität des Vertragswerks für einen privaten Neubau auf städtischem Eigentum und konstatiert, „dass es auch zu Corona-bedingten Verzö­gerun­gen im Kontext der innerbetrieblichen Abstimmungen ge­kommen ist, die wir sehr bedauern“ so eine Sprecherin des Finanzamtes. Gleichzeitig macht sie Hoffnung auf eine baldige Reaktion aus der Behörde: „Der Vertragsentwurf befindet sich in der abschließenden Evaluation durch die Juristen des LIG. Nach zeitnahem Abschluss dieses Verfah­rens­schritts werden wir das Einverständnis des Bezirks hierzu einholen und auf dieser Basis den Mietvertrag als Ent­wurf dem künftigen Mieter zur Zustimmung vorlegen. Wir gehen davon aus, dass das Verfahren innerhalb der nächsten vier Wochen abgeschlossen sein wird.“
Hocquél rechnet indes mit einer weiteren Aufwertung des Aus­flugsziels im Othmarschener Je­nischpark durch die Eröff­nung seines Cafés. Für den Park und das Ensemble mit den drei Museen möchte er seine Kre­ativität einbringen – soweit man ihn lässt. Seine Idee, vor dem Jenischhaus temporär ein Außencafé zu bespielen, fiel vor denkmalschützenden Stadt­planern in Ungnade, die den ungehinderten Blick auf das Fotomotiv Jenischhaus beeinträchtigt sahen. Dabei ging es ja nur um wenige sonnige Tage in den Sommermonaten… Das im vergangenen Jahr veranstaltete Sommer-Konzert des Ensemble Obligat auf demselben Platz zeigte, dass eine Veranstaltung im Einklang mit Architektur, Natur und Besu­cherinnen und Besuchern eine Bereicherung für den Park sein kann. Vielleicht gibt es nach der Sanierung des weißen Hauses im Jenischpark ja eine Renaissance?

www.schmidt-und-schmidtchen.de