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Wedel bekommt schnelles Internet – Elbvororte schauen in die Röhre...

Wedel.Net-Projektleiterin Heike Witzel, STW-Aufsichtsratsvorsitzender Michael C. Kissig, Wedels Bürgermeister Niels Schmidt und Stadtwerke-Geschäftsführer Adam Krüppel surfen derzeit noch auf dem Brett – ab 2016 dann im eigenen Internet. Wedel.Net-Projektleiterin Heike Witzel, STW-Aufsichtsratsvorsitzender Michael C. Kissig, Wedels Bürgermeister Niels Schmidt und Stadtwerke-Geschäftsführer Adam Krüppel surfen derzeit noch auf dem Brett – ab 2016 dann im eigenen Internet. Foto: Markus Krohn

Wedel/Elbvororte (16.04.2015, Markus Krohn) · Überholt die Kleinstadt We­del in Sachen Internetge­schwindigkeit die Großstadt Hamburg? Der Geschäfts­führer der Stadtwerke We­del, Adam Krüppel und Wedels Bürgermeister Niels Schmidt stellten Ende März stolz ihr jüngstes Projekt vor, mit dem sie die Wedeler Bürger ganz schnell machen wollen: Wedel.Net – das schnellste In­ternet aller Zeiten in einem Städtchen, das bislang vom schnellen und komfortablen Webzugang abgeschnitten war. Man lebte quasi „auf dem Dorf“. Mit 100 Mbit surfen die We­de­ler ab Anfang 2016 durchs In­ternet, während sich die Ham­burger größtenteils noch mit 50 Mbit begnügen müssen.


Ein Coup, der durch eine Koo­pe­ration zwischen dem seit 1908 alteingesessenen Wedeler Kom­munalunternehmen Stadtwerke Wedel und dem Weltkonzern Telekom möglich wurde. Die Telekom sicherte bis Ende dieses Jahres den Ausbau ihres Glasfasernetzes in Wedel zu, dass das schnelle Internet inklusive TV-Angebot ermöglicht. Die Stadtwerke Wedel sorgen auf den letzten Metern für einen in Wedel bekannten persönlichen Kunsenservice. Es profitieren aber nicht nur die Kunden, sondern alle Wedeler Bürger, denn statt der geplanten etwa 40 Millionen Euro für den Ausbau des Netzes mit Glasfaser beträgt die Investition für die Stadtwerke Wedel nur noch ca. eine halbe Million.
Profitieren können alle Privat- „und Gewerbekunden“ in We­del, wie Bürgermeister Niels Schmidt betont, denn im Hinblick auf den geplanten Bu­siness-Park am Elbufer ist Schmidt davon überzeugt, dass das neue Telekommuni­kations­angebot als we­sentliches Argu­ment für eine Neuansiedlung von Unterneh­men beiträgt.
Möglich wird das Angebot durch eine seit etwa eineinhalb Jah­ren eingesetzte Technologie, dem so genannten Vectoring. „Vectoring ist eine wesentlich günstigere technologische Al­ter­­native zum Glasfaserausbau“, erläutert Adam Krüppel. Mit Vectoring werden vorhandene Kupferkabel zwischen Vertei­ler­kasten und dem Wohnhaus der Endkunden in der Erde genutzt, was ein Aufbuddeln des Hausanschlusses unnötig macht. Für den Ausbau dieser Technik sind Glasfaserkabel also nur bis zu den Kabel­verzweigern notwendig. Noch in 500 Meter Entfernung vom Verteilerkasten lassen sich am Ende einer Kupferader Ge­schwin­digkeiten bis zu 100 Mbit/s realisieren. Das ist doppelt so viel wie die bisherige Geschwindigkeit über VDSL (50 Mbit). Beim Hochladen (Up­load) bietet Vetoring mit bis zu 40 Megabit pro Sekunde sogar deutlich mehr Bandbreite als die Kabelnetzbetreiber derzeit.
Interessenten können sich ab sofort für das neue Produkt vormerken lassen. Möglich ist dies direkt im Internet unter www.stadtwerke-wedel oder tele­fonisch unter der Service­hot­line (0 41 03) 805 800. Am Ende der Leitung sitzen übrigens Menschen, die in Wedel arbeiten, nicht in In­dien...
Das Nachsehen haben die Ham­burger. Die haben nämlich von dem Ausbau in Wedel erstmal nichts, auch wenn vor allem die westlichen Hamburger das Wedel.Net ebenfalls buchen können – allerdings ohne Vectoring... „Bis 2018 werden wir alle Hamburger Anschlüsse auf das VoIP-Verfahren umgestellt haben“, erklärt Telekom-Sprecherin Stefanie Halle, dann sei auch an einen Ausbau des Netzes mit Vectoring-Tech­nik zu denken. Sie verweist da­rauf, dass Hamburg im Zuge des Netzausbaus zur Fußball-WM 2006 mit VDSL profitiert habe. Vermutlich muss sich diese Investition erstmal rentiert haben. Allerdings drängen auch die Wettbe­wer­ber und viele technikbegeisterte Tele­kom-Kunden auf den Ausbau mit schnellerem Internet in der Medienstadt Hamburg. Im­mer­hin: Das Glasfasernetz in Ham­burg sei vollständig, ist von der Sprecherin zu erfahren. Der Ausbau mit Vectoring-Vertei­ler­kästen könnte also zügig beginnen. Die Frage ist dann: Welcher Stadtteil profitiert zuerst?