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Warum Event-Agenturen neuerdings auf Covid-19 testen

  • Veranstaltungs-Agenturen entdecken neuen Markt • Professionelle Schnelltests könnten Freiheiten ermöglichen
SPD-Bundestagsabgeordneter Dr. Matthias Bartke, Center-Manager Gerhard Löwe, Axel Strehlitz (Gründer CoronaFreepass) und eine Mitarbeiterin vor dem Testzentrum am ELBE. SPD-Bundestagsabgeordneter Dr. Matthias Bartke, Center-Manager Gerhard Löwe, Axel Strehlitz (Gründer CoronaFreepass) und eine Mitarbeiterin vor dem Testzentrum am ELBE. Foto: Markus Krohn

Elbvororte (9. April 2021, Konrad Matzen) · Der Bezirk Altona liegt beim Corona-Infektions­ge­schehen im Mittelfeld. Doch bei der Test-Infra­struktur gibt es noch großen Nachholbedarf. Nach einem Testzentrum auf der Sportanlage des GTHGC in Groß Flottbek und auf dem Gelände des Bürgervereins Rissen suchen die Betreiber nach weiteren Standorten. „Wir müssen eine Infrastruktur aufbauen, mit der wir in der Lage sind, jede Woche Millionen von Schnelltests durchzuführen“, weiß Christian Toetzke, In­haber der Agentur upsolut sports GmbH. Seine Hoffnung: Sobald es möglich ist, gesunde Bürger regelmäßig zu testen, könnte die Gesellschaft ein großes Stück Normalität zu­rück­bekommen. Wer künftig einen negativen Corona-Test nachweist, könnte dann in einem Zeitfenster ohne Limi­tie­rung einkaufen gehen, Theater, Musical, Konzert oder Kino genießen, Restaurant oder Fit­ness-Studio besuchen, Freunde treffen, ganz „normal“ leben. Man geht davon aus, dass frisch negativ geteste Personen mindestens 12 Stunden lang nicht ansteckend sind.

Die von den Testern eingesetzten Schnelltests haben zwar eine geringere Sensitivität als PCR-Tests, die von Laboren aus­gewertet werden, sind aber ein anerkanntes Instrument zur Pandemiebekämpfung. Getestet werden symptomfreie Perso­nen, die trotzdem schon an­steckend sein könnten. Mit dem Test werden mit hoher Sicher­heit Menschen erkannt, die das Virus in sich tragen, auch wenn sie keine Symptome an sich festgestellt haben. Sollte ein positives Testergebnis vorliegen, muss dieses an die Ge­sund­heitsbehörde gemeldet wer­den, die dann einen laborausgewerteten PCR-Test anordnet. Wer beim Antigen-Schnell­test ein negatives Ergebnis erhält, kann hingegen shoppen gehen.

Bis ganze Einkaufszentren, The­­ater oder die Elbphilhar­mo­nie auf diese Weise wieder bespielt werden können, werden allerdings noch Wochen, vielleicht auch Monate vergehen, denn Versuche wie beispielsweise in Erfurt haben gezeigt, dass die Nachfrage nach professionellen Schnelltests enorm steigt, so­bald damit zusätzliche Rechte verbunden sind. Diese stehen jedoch noch nicht in aus reichender Menge zur Verfügung. Laientests reichen hingegen nicht aus, da man sich selbst keine Belege über ein Test­ergebnis ausstellen darf.
Die Mitarbeiterinnen und Mit­arbeiter der Bahrenfelder Event-Agentur upsolut sports GmbH haben sich bereits im Sommer letzten Jahres intensiv mit Antigen-Schnelltests befasst, sie hofften damals, ihre Veranstaltungen durchführen zu dürfen, wenn sie Teilneh­mende und Besucher vor der Veranstaltung testen. „Wir haben damals den gesamten Weltmarkt ausgeforscht und ein umfangreiches Hygiene- und Testkonzept entwickelt“, erinnert sich Christian Toetzke, Geschäftsführer der Agentur. Ziel war es, einen Raum zu schaffen, der zu 100 Prozent epidemiologisch abgesichert ist. Jedenfalls für 12 Stunden, für die der Antigen-Schnelltest ein aussagekräftiges Ergebnis liefert.

Behör­den­vertreter reagierten auf das Konzept der Agentur zurückhaltend. Daher wurde es erst im Dezember in abgewandelter Form angewendet, nämlich in Form mobiler Test­zen­tren, die von verschiedenen Firmen genutzt wurden, um für bestimmte Abteilungen virenfreies Arbeiten zu ermöglichen. Erst im Laufe des Februars, als klar war, dass der bis dahin geltende Lockdown erneut verlängert werden musste und sich die britische Variante des Virus durchzusetzen begann, entdeckten Politiker die Chancen, die sich aus den Schnelltests ergeben könnten.
Inzwischen hatte nicht nur Toetzke einen Schnelltest-Ser­vice angeboten, weitere Event-Agenturen schlossen sich der Idee an.

In kurzer Zeit entstand beispielsweise die Idee, in Rissen auf dem Gelände des Bürger­vereins ein Testzentrum einzurichten. Der Inhaber der Omni­channel-Agentur Kunden­bü­roHH, Oliver Elbert, berichtet: „Das ging sehr schnell. Inner­halb weniger Tage waren wir vor Ort. Wir freuen uns sehr, dass wir beim Bürgerverein mit offenen Armen empfangen wurden.“ Noch suchen die Orga­nisatoren immer wieder nach pragmatischen Lösungen. So haben vor allem Ältere ein Pro­blem mit der Online-Termin­reservierung. „Wir überlegen jetzt, ob wir bestimmte Zeiten anbieten, zu denen man auch ohne vorherige Anmeldung vorbei kommen kann“, berichtet Elbert. Noch ist aber nicht ganz klar, wie zu diesen Zeiten eine Schlangenbildung zuverlässig verhindert werden kann, denn das würde ja die Ansteckungs­gefahr wieder erhöhen.
Die Mannschaft von Toetzke ist da schon ein bisschen weiter: Im 5-Minuten-Takt werden in seinen Testzentren die Termine abgearbeitet. Häufig sind noch Termine am selben Tag buchbar. Im Augenblick sind die Schnelltests auch noch nicht sehr attraktiv, weil damit keine zusätzlichen Freiheiten verbunden sind. Das kann sich aber schnell ändern. „Ich bin überzeugt, dass die Schnelltests im Augenblick die einzige Lösung sind, um etwas zu öffnen“, meint Toetzke. Auch gesamtwirtschaftlich mache das Sinn, ergänzt er, denn Gastronomen, Künstler und Einzelhändler müssten endlich wieder Geld verdienen und damit auch Steuern zahlen, um die Kosten der Pandemie langfristig aufzufangen.

Natürlich hofft Toetzke auch darauf, demnächst seine Ver­anstaltungen wieder aufleben lassen zu dürfen. Bis Juli hat seine Agentur alle Aktivitäten gestoppt. Aber im September könnte es wieder losgehen. Erstmal sucht seine Agentur weitere Räume, in denen zusätzliche Testzentren entstehen könnten. Vereinshäuser, Fitness-Studios, leerstehende Läden – alles ist willkommen. Angebote können an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! gemeldet werden. Wer das Team von upsolut sports unterstützen möchte, kann sich per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! wenden.

Seit kurzem kann man sich auch am Haupteingang des ELBE Einkaufszentrums auf Covid-19 testen lassen. Axel Strehlitz, der normalerweise im Hamburger Vergnügungsviertel St. Pauli rund ein Dutzend Entertainment-Betriebe, Gastro­nomien und Musik-Clubs, sowie das Udo Linden­berg Museum Panik City be­treibt, hat dort ein Testzentrum für kostenfreie Antigen-Schnell­­tests aufgebaut. ELBE Center-Manager Gerhard Löwe setzt darauf, dass die geschlossenen Geschäfte im größten Einkaufs­zentrum der Elbvororte bald wieder für negativ getestete Kundinnen und Kunden öffnen dürfen.

Professionelle Schnelltests können nicht nur in den Schnell­test-Zentren, sondern auch bei vielen Ärzten und in Apo­the­ken gebucht werden. Minde­stens ein Test pro Woche ist kostenlos. Die Kosten werden von der Stadt Hamburg übernommen.

Schnelltest-Möglichkeiten in den Elbvororten


Groß Flottbek:
www.schnelltest-hamburg.de
Osdorf:
www.coronafreepass.de
Rissen:
www.schnelltest.pandemieprodukte.de
Ärzte, Apotheken:
www.eterminservice.de