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CDU richtet Blick nach vorne

Dr. Roland Heintze und Karin Prien Dr. Roland Heintze und Karin Prien Foto: Dominik Butzmann (Heintze) und privat (Prien)

Blankenese (21.05.2015, Wolf Achim Wiegand) · Wunden lecken gilt nicht mehr. Das machte Roland Heintze (42), frischgebackener CDU-Landesvorsitzender, bei einer öffentlichen Mitgliederversammlung in der Gorch-Fock-Schule deutlich. "Wir stehen an einer Zäsur und müssen nach der Fehleranalyse nun eine neue Programmatik, eine neue Strategie und neue Köpfe aufbauen."

Die Blankeneser Bürgerschaftsabgeordnete Karin Prien (49) als Moderatorin der Versammlung betonte vor den etwa 50 Teilnehmern, die Elb-Union solle offener werden. Alles müsse sich dem Ziel unterordnen, "wieder führende Kraft in Hamburg" zu werden. Angesichts des mit 15,9% schlechtesten Bürgerschaftswahlergebnisses aller Zeiten rief jemand aus dem Publikum: "Auch 20 Prozent wären erstmal ganz schön!"

Herbert Schalthoff (61), Politikchef und Moderator beim Fernsehsender Hamburg 1, legte als unabhängiger Experte die Finger in die Wunde. Die CDU sei mit den gleichen verbrauchten Kräfte wie unter Schwarzgrün an den Start gegangen, habe die falschen Wahlkampfthemen gewählt und einen "gigantischen Fehler" gemacht, indem sie keine weibliche Spitzenkandidatin ins Rennen gegen "König" Olaf Scholz geschickt habe. Auf den letzten Punkt angesprochen hielt sich Frau Prien vornehm zurück.

Auch Andreas Michael Klein als Leiter des Politischen Bildungsforums Hamburg, zählte CDU-Versäumnisse auf. So lobte er den "cleveren" Wahlkampf der FDP mit Katja Suding. Die Union solle sich zudem auf den fantasievollen Wahlkampf Ole von Beusts zurückbesinnen, mit dem dieser 2001 den Hamburger Bürgermeistersessel erstmals seit 44 Jahren für die CDU erklomm. "Aber er hat das nur mit dem unseligen Schill geschafft", meinte ein Zuschauer, der forderte, die nostalgische Verklärung der Ära Beust zu beenden.

Heintze gab zu, seine Partei müsse sich in der Tat "besser präsentieren, vermarkten und verkaufen". Dazu gehörten neue Köpfe, die er als Landeschef nun fördern wolle.

Einig waren sich alle Anwesenden, dass die Halbwertszeit politischer Themen von Jahr zu Jahr zunehme. Sei heute die Kriminalität das große Thema, sei es morgen der Verkehr oder die Flüchtlingsfrage. Fazit von Heintze: "Was bei der nächsten Bürgerschaftswahl 2020 angesagt ist, kann auch ich nicht beantworten." Es scheint, dass die CDU Hamburg noch mitten in den Schularbeiten steckt.