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Was kümmert uns Europa?

  • Wie der Bezirk Altona von der Zusammenarbeit in Europa profitiert
Mit der Wahl im Mai 2019 rücken unser Bezirk und die Europäische Union dicht zusammen Mit der Wahl im Mai 2019 rücken unser Bezirk und die Europäische Union dicht zusammen Foto: Kara, Farmer/Fotolia.de, Bezirksamt
Elbvororte (6. November, Wolf Wiegand) · Für uns in Blankenese, Barm­bek oder Bahrenfeld ist Brüssel ganz weit weg. Was haben wir in unseren Quartieren schon mit der Europäischen Union (EU) zu tun? Das fragen sich viele Menschen. Die Frage ist berechtigt, sieben Monate vor der Wahl zum Europäischen Parlament, die am 26. Mai 2019 mit den Bezirksver­sammlungs­wahlen zusammenfällt. Tatsache ist: die Einflüsse der EU auf unseren Alltag sind schon so selbstverständlich ge­worden, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen.
Ohne Pass­kontrolle in den Fuhlsbüttler Flieger steigen und nach Malle fliegen – ein Verdienst des EU-Grenzabbaus. Statt mit der bummligen Bahn im bequemen Bus bis Barcelona kutschieren – eine Folge der EU-Verkehrs­de­regulierung. Frische krosse Fritten kosten ohne krankmachende Frittierfettfolgen – ein Verdienst der EU-Gesund­heits­politik.

Unsichtbar immer dabei
Auch in unserem Bezirk Altona ist die EU unsichtbar immer dabei. Etwa beim Bahnhofs-Großprojekt am Diebsteich. Die EU-Kommission prüft derzeit, ob beim Vergabeverfahren eu­ro­päisches Recht verletzt wur­de. Das muss sie tun, damit Ausschreibungen europaweit korrekt und fair ablaufen.
Direkten Nutzen hat Altona durch diverse Brüsseler Förder­töpfe, etwa zur kulturellen In­tegration von Flüchtlingen. Nutznießer davon war die Kul­turorganisation „altonale“ als einer von vier EU-Partnern des Kunstprojekts „Refugee Jour­neys International“. Kaum bekannt: über 94 Prozent des EU-Haushalts kommen den Bür­gerinnen und Bürgern, Regionen, Kommunen, Land­wir­ten und Unternehmen in der EU zugute.
Für Hamburg stellt der Euro­päische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bis 2020 exakt 55 Mio. Euro bereit. Davon profitierte der Umbau des Stadtteilkulturzentrums HausDrei nahe der Altonaer „Fabrik“. Der Europäische So­zialfonds (ESF) gibt rund 78 Mio. Euro für die Armuts­be­kämpfung in Hamburg aus, mit dabei: das Job-Integra­tions­projekt „Jugend aktiv plus“ in Osdorf, Lurup und Altona Altstadt. Wie man solche Mittel bekommt, das verrät das En­terprise Europe Network Ham­burg – Schleswig-Holstein (EEN).
Aber nicht nur heute – Altona war schon immer ein Teil des europäischen Geschehens. Es entwickelte sich vom armseligen Bauern- und Fischerdorf zur selbständigen Stadt und war im 17. Jahrhundert der erste Freihafen Nordeuropas. Der Öffnung folgte eine wirtschaftliche Blütezeit: kurz vor dem Ersten Weltkrieg war Altona der größte deutsche Anlandeplatz und Industrie­standort für Fisch, angefahren von vielen ausländischen Schif­fen.
Zugleich galt Altona als eine der liberalsten Städte Europas, ein Einfluss Dänemarks, das bis 1864 in Altona herrschte. Viele historische Gebäude im dänischen Klassizismusstil verraten diese Vergangenheit. Da passt es, dass die Europäische Kom­mis­sion das Jahr 2018 zum The­menjahr des Europäischen Kulturerbes ausgerufen hat: im Rahmen dessen haben wir Ende September das ELBFEST.HAMBURG gefeiert: mit traditionsreichen Schiffen aus den Nach­barländern im Museumshafen Oevelgönne.
Wie allgegenwärtig Europa ist, das zeigt sich auch im Namen der University of Applied Sci­en­ces Europe am Altonaer Bahn­hof. Überhaupt der Bahn­hof, gut 140 Jahre alt: er war 1957 der Startpunkt für den ersten Trans Europ Express (TEE), eine schnelle Bahnlinie ins europäische Ausland und ein wichtiges Puzzleteil fürs Zusammenwachsen unseres Kontinents.

Landstromanlage ohne Geld aus Brüssel undenkbar
Es sei nicht verschwiegen: we­niger eindrucksvoll sind andere Auswirkungen des Staaten­ver­bundes von (noch) 28 Mit­glieds­staaten. Etwa die in Al­tona-Nord kürzlich verhängten bundesweit ersten Diesel-Fahr­verbote wegen zu schlechter Luft an zwei Straßenab­schnit­ten. Dahinter steckt eine um­strittene EU-Vorschrift gegen die Belastung der Luft mit Stickoxiden. Sinnvoller er­scheint da schon die Land­strom­anlage für Schiffe am Kreuzfahrtterminal Altona, der europaweit größten dieser Art – ohne die EU wäre es dazu nicht gekommen, denn die hat 3,55 Millionen Euro Baukosten zu­geschossen.

Fazit: ohne die EU wäre Vieles bei uns vor Ort trister und trauriger. Auch, wenn wir es nicht dauernd merken: Europa ist für Altona ein Lebenselixier. Lasst uns das erhalten!