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Gemeinsam ein Signal für gesellschaftliche Verantwortung setzen

  • Aktionstag zum 9. November von 16 Blankeneser Sportvereinen, Schulen und Organisationen
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Auch diese Stolpersteine sollen am 9.11. gesäubert werden: Mahnmale für die Künstlerin Ida Dehmel, ihre Freundin Irene Hess und deren Sohn Peter sowie für die Hausangestellte Lina Wolff vor dem Richard Dehmel Haus (Richard-Dehmel-Straße 1) Auch diese Stolpersteine sollen am 9.11. gesäubert werden: Mahnmale für die Künstlerin Ida Dehmel, ihre Freundin Irene Hess und deren Sohn Peter sowie für die Hausangestellte Lina Wolff vor dem Richard Dehmel Haus (Richard-Dehmel-Straße 1) Foto: Blankenese Miteinander e.V.
Blankenese (26. Oktober 2021, PM) · Zum Jahrestag der Reichsprogromnacht am 9. November 2021 wollen alle Blankeneser Schulen und alle Sportvereine auf Initiative des Blankeneser Segel-Clubs und des Bürgervereins „Blankenese Miteinander e.V.“ erstmals gemeinschaftlich das Andenken ihrer Mitbürger:innen pflegen, die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft geworden waren. Dafür haben sie für diesen Tag die Patenschaft eines oder mehrerer Stolpersteine in ihrer Nachbarschaft übernommen, wollen diesen reinigen und auf vielfältige Weise vor Ort sowie schul- oder vereinsintern über die Biografie und das Schicksal der Person „hinter“ ihrem Stolperstein erinnern. Mit dieser Aktion möchten die beteiligten Schulen, Vereine und Organisationen Hamburg weit ein deutliches Zeichen für gesellschaftliche Verantwortung und gegen Ausgrenzung setzen.
Was vor zwei Jahren mit dem ehrenamtlichen Engagement von Sören C. Sörensen, stellvertretender Vorsitzender beim Blankeneser Segel-Club e.V. (BSC) begann, wird in diesem Jahr erstmals zum Statement eines ganzen Stadtteils. „Mir war es damals ein Anliegen, unsere Segeljugend am Gedenktag der Reichsprogromnacht auf das Schicksal eines Blankenesers aufmerksam zu machen, der sich als Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes in der Nähe unseres Clubhauses in der Elbe das Leben genommen hatte“, erinnert sich Sörensen, passionierter Segler und Vater dreier Kinder. „Gemeinsam hatten wir dafür gesorgt, dass Spaziergänger an diesem Tag an seinem Stolperstein stehen blieben und erfuhren, wessen Leben hier zu Ende gegangen war. Damit haben wir unseren Mitbürger wieder in die Erinnerung unseres Stadtteils zurückgeholt.“
Motiviert von den positiven Rückmeldungen zu dieser Aktion entschied sich Sörensen, in diesem Jahr weitere junge Menschen aus Blankenese für die Pflege eines Stolpersteins am 9. November zu gewinnen. Mit Erfolg: Über das Netzwerk des Vereins „Blankenese Miteinander e.V.“ haben sich alle Blankeneser Schulen, Sportvereine und Organisationen seiner Aktion angeschlossen. Und Sörensen denkt noch weiter: „Vielleicht können wir mit unserem Engagement weitere Stadtteile dafür gewinnen, im nächsten Jahr auch gemeinsam das Andenken der Opfer nationalsozialistischer Herrschaft an ihrem Wohnort zu pflegen. Das wäre ein schönes Signal für mehr gesellschaftliche Verantwortungin unserer Stadt!“
Die Schulen, die sich an dem Aktionstag beteiligen, sind die Gorch Fock Schule, die Katholische Grundschule Blankenese Maria Grün, die Bugenhagenschule, das Gymnasium Blankenese, die Stadtteilschule Blankenese und das Marion Dönhoff Gymnasium. Von den Sportvereinen nehmen neben dem Blankeneser Segel-Club (BSC) und Mühlenberger Segel-Club (MSC) auch der Ring der Einzelpaddler, der Tennis-Club Blankenese, der Hamburger Golf-Club Falkenstein, der Spielvereinigung Blankenese (SVB) sowie die Dockenhudener Turnerschaft an den Aktionen zum Gedenktag teil. Des Weiteren sind die evangelische Kirche sowie der Verein zur Geschichte zur Erforschung der Juden in Blankenese an Bord.
Die zumeist vor Wohnhäusern in das Pflaster eingelassenen „Stolpersteine“ sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Seit 1992 informieren sie in Deutschland und 26 weiteren Ländern Europas mit einer Messingplatte über einem Betonwürfel über die Lebensdaten und das Schicksal früherer Bewohner, die während der nationalsozialistischen Herrschaft verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Selbstmord getrieben wurden. Anfang 2020 zählte das Projekt über 75.000 Gedenksteine in fast 1.200 deutschen Städten und Gemeinden. In Blankenese erinnern heute 29 von ihnen an das Schicksal ehemaliger Bewohner:innen des Stadtteils.