„Mein Arbeiten mit Ton fing an mit einem Schachspiel. Die wilde Meute von Bauern, die Köpfe der Pferde und gekrönten Häupter zu modellieren, die Geschmeidigkeit und Sinnlichkeit des Tons in meinen Händen - ein Fingerdruck und der Ausdruck eines Gesichtes kann sich völlig ändern - das zog mich, die ich als Illustratorin bis dahin nur mit Stift und Pinsel gearbeitet hatte, völlig in seinen Bann. Seit über 10 Jahren arbeite ich nun ausschließlich dreidimensional.“ erzählt Beil die kurze Geschichte. Ob es das in die Jahre gekommene Paar ist, der Mann mit dem Vogel, der Zeit-Leser, die Dame mit Mops – meist geht es ihr in ihren Arbeiten um den Moment und um das, was zwischen den Wesen schwingt.
„Die Poesie dieser kleinen, unspektakulären Augenblicke sichtbar zu machen, seine Lebendigkeit einzufangen, das ist es, was mich antreibt.“ Und was sie besonders gut auf ihre Figuren übertragen kann. Es sind die (Lach-)falten, Blicke, die Haltung – die Details erzählen von einem besonderen Moment und der Geschichte dahinter. Meistens gewürzt mit einer Prise Humor. Die Figuren und Geschichten entstehen aus besonderen Momenten, die Beil erlebt oder aus Gesprächen mit ihren Auftraggebern, in dem sie versucht, ein Stück ins Leben der zu portraitierenden Person einzutauchen. Manchmal verändert sich die Geste, der Gesichtsausdruck, während Beil ihre Figuren formt – so wie auch Menschen sich ständig verändern. Besonders im Alter, wenn Lebenserfahrungen das Gesicht zeichnen. „Aus Charakterköpfen kann man eine Menge herauslesen“, findet Beil. Und das tut sie oft und gern. Meist verliebt sie sich in ihre neuesten Figuren und (er-) lebt deren Geschichte während der Herstellung mit. „dann freue ich mich, dass mir ein bestimmter Ausdruck gelungen ist“, sagt die Künstlerin stolz.
Nicht nur eine außergewöhnliche Auffassungsgabe, auch ihr Einfühlungsvermögen in die Menschen, die sie mit der Gestaltung eines Portraits beauftragen, hilft ihr, den Charakter ihrer Figuren exakt zu treffen. Ein paar Tage bis zu einer Woche lang braucht sie, um die Details an ihren Terrakotten herauszuarbeiten. Manchmal auch länger, denn es bedarf neben einer gründlichen Vorbereitung im Gespräch mit dem Auftraggeber auch einer Zwischenabstimmung, damit das Portrait den Vorstellungen des Auftraggebers entspricht. „Entscheidend ist nicht nur die Ähnlichkeit mit dem zu portraitierenden Menschen, sondern auch ein Attribut, das dem Portrait hinzugefügt werden soll.“ Daraus entsteht die Lebendigkeit in Beils Terrakotten, die in Wohnzimmern oder auf Schreibtischen überall in Hamburg und Deutschland zu finden sind.
Neben Auftragswerken beschäftigt sich die Künstlerin vor allem mit freien Werken, für die sie sich immer wieder neue Themen sucht. Derzeit beschäftigt sie sich mit dem Thema Tango Argentino – für die Ausstellung in Blankenese arbeitet sie noch an einem Ensemble bestehend aus Bondoneonist, Gitarrist und Kontrabassist. „Mal sehen, ob ich das noch schaffe“.

Kunstmeile Blankenese
1. April – 15. Mai
Die Terrakotten von Johanna Beil sind Titelfiguren der diesjährigen Kunstmeile Blankenese, veranstaltet vom Kunstverein Blankenese e.V.. Sie findet vom 1. April bis zum 15. Mai 2023 auf rund 60 Ausstellungsflächen entlang der Blankeneser Einkaufsstraße statt. Die Kunstmeile Blankenese präsentiert dieses Jahr rund 50 Kunstschaffende aus Hamburg und dem Umland. Sie zeigen Malerei, Druckkunst, Illustration, Fotografie und Skulpturen in den Schaufenstern von ansässigen Unternehmen und Geschäften. Zudem bietet die Kunstmeile zahlreiche Events als Rahmenprogramm rund um die Kunst für Groß und Klein. Die Vernissage findet am Dienstag, 4. April 2023, um 19 Uhr in der HASPA-Filiale Blankenese statt.
Noch vielfältiger: Die Kunstmeile Blankenese erweitert ihren Radius. Sie präsentiert zunehmend Teilnehmende, die aus der Ferne kommen. Somit können Besucherinnen lokale, regionale und überregionale Künstler kennenlernen. Es sind Künstlerinnen dabei, die an großen Kunstmessen teilnehmen, ebenso wie junge Talente.

www.johannabeil.de
www.kunstvereinblankenese.de