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2. Offener Brief an die Marktplatzinitiative

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Blankenese (11. September 2017, PM) · Wolf-Dieter Hauenschild antwortet auf die Antwort von Monika Lühmann von der Initiative Marktplatz: Liebe Monika, Deine Antwort kann natürlich nicht ohne offene Erwiderung bleiben.

Du verstehst nicht, weshalb die Nutzung eines demokratischen Instruments ein Missbrauch sein soll. Dazu will ich gern etwas sagen:  Für die Neugestaltung der Ortsmitte Blankeneses wurde ein demokratischer Planungsprozess durchgeführt, an der  sich alle interessierten Blankeneser Bürger beteiligen konnten. Dieser setzt zweierlei voraus: man muss schrittweise vorgehen und über jeden Schritt muss man eine Verständigung herbeiführen, wobei Verständigung regelmäßig bedeutet, dass jeder von seinen Idealvorstellungen Abstriche machen muss. Dies ist hier geschehen. 2012 und 2015 haben die Planenden in öffentlichen Versammlungen mit Erfolg überprüft, ob auch eine größere Zahl von Blankenesern den bis dahin erarbeiteten Ergebnissen zustimmt. Uwe, Dein lieber Mann, war 2015 zugegen und soll nach Darstellung glaubwürdiger Zeugen auch zugestimmt haben. Dann jedoch seid Ihr plötzlich im April 2017 in einer  öffentlichen Versammlung erschienen und habt die bis dahin erarbeiteten Planungsergebnisse abgelehnt und seitdem Fundamentalopposition betrieben. Ich halte dieses Verhalten für undemokratisch. Demokratie heißt Mitregieren des Volkes. Das bedeutet in erster Linie, dass man sich beteiligen und zu dem auch stehen muss, was mehrheitlich entschieden wurde. Es wird immer Leute geben, die mit irgendwelchen Teilergebnissen nicht einverstanden sind. Haben sie jederzeit die Möglichkeit, alles wieder umzustoßen, werden solche Planungsprozesse unter Beteiligung der Bürger unmöglich.
Im vorliegenden Fall kommt hinzu, dass Euer Antrag eine Sperrwirkung erzeugen wird. Ich bin lange genug in diesem Metier zuhause, um zu wissen, dass Ihr die 2000 Unterschriften in Altona leicht zusammenbekommen werdet, wahrscheinlich auch die 6000. Man braucht ja nur an die Vorurteile zu denken, die in Teilen Altonas gegenüber den Blankenesern existieren. Und hierbei wie beim Bürgerentscheid stimmen nicht nur die geborenen Blankeneser, sondern alle Wahlberechtigten in Altona ab. Ob dann irgendwann die Bezirksversammlung immer noch Lust hat, ein solches Projekt zu fördern, steht in den Sternen. Ich spreche von Missbrauch, weil Ihr diese Situation sicher einkalkuliert habt und ausnutzt, um Eure Minderheitspositionen der Mehrheit aufzudrücken. Dabei betone ich nochmals, dass - abgesehen von den Marktbeschickern - niemand von denen, die die Mehrheitsposition vertreten, einen persönlichen Vorteil davon hat, wenn der jetzige Zustand verändert wird.

Das gilt übrigens auch für die Kirche. Beim Bau des Gemeindehauses vor 17 Jahren ging es uns um Transparenz und die Öffnung von Kirche zu den Menschen vor Ort. Dazu gehörte auch der Anschluss des Vorplatzes  unserer „Kirche am Markt“ zu diesem Markt. Da es aber damals noch keine Planung für den Markt gab, haben wir die Pläne für das Kirchengrundstück zurückgestellt und das gegenwärtige Provisorium realisiert. Aber wir bleiben dabei, dass die Kirche mit den beiden Pastoraten zum Marktplatz gehören. In diesem Sinne hat ja auch Deine Mitstreiterin Jutta von Tagen in den Werkstattgesprächen gefordert, dass das „historische Kirchenensemble“ freigelegt werden soll.

Was bitte ist weiter der „dörfliche Charakter“, den Du erhalten möchtest?
- Die Marktfläche mit Autos auf Betonplatten doch sicherlich nicht. Dort gibt es nichts Dörfliches.
- Der Wochenmarkt — bleibt erhalten und wird durch die Beseitigung des „Rattengrüns“ (Jutta von Tagen) noch
 sichtbarer, offener.
- Die halbe Doppeleiche mit dem Denkmal — bleibt ebenfalls und wird durch die Beseitigung des Gestrüpps um das
 Markthaus sogar noch hervorgehoben.
- Und das Grün — die vorhandenen großen Bäume kommen als Solitäre besser zur Geltung und zusätzlich werden
 entlang der Propst-Paulsen-Srasse und der Bahnhofstrasse 14 neue Bäume gepflanzt. „Rattengrün“, das letztlich
  von der Stadt doch nicht sorgfältig gepflegt werden kann, wollen wir nicht.
- Parkplätze — werden an der Propst-Paulsen-Strasse durch Schrägaufstellung und an der Bahnhofstrasse
 geschaffen, ohne dass sie, wie jetzt, den fließenden Verkehr stören.
- vor allem aber erhalten wir einen ansehnlichen, autofreien Platz als Mitte unseres Dorfes für die verschiedensten
 Aktivitäten der Bürger, der durch die einheitlich Pflasterung und die neu hergestellten Sichtachsen den
 Bahnhofsplatz mit dem südlichen Teil der Bahnhofstrasse und dem Treppenviertel verbindet.

Dass die Kosten Eures Bürgerbegehrens bei 200.000 bis 250.000 € und damit etwa einem Sechstel des Betrages liegen, der für die Realisierung des Projekts veranschlagt wurde, ist leicht nachvollziehbar. Das Amt muss das Infoheft und die Abstimmungsunterlagen erstellen und allen 198.000 Abstimmungsberechtigten mit der Post zuleiten mit Rückschein für die briefliche Abstimmung. Die Unterschriftslisten und die Abstimmung selbst muss geprüft und ausgewertet werden. Wahrscheinlich wird auch Eure Initiative ihre Kosten geltend machen. Von daher ist auch Eure Klage über die Kosten der geplanten Maßnahmen nicht besonders überzeugend.

Zum Schluss: Dass diejenigen, die sich mehr als 5 Jahre intensiver als andere mit diesem Projekt beschäftigt haben, sich dagegen wehren, dass Ihr mit Eurer Aktion das Projekt kaputt macht, empfinde ich in keiner Weise als skandalös, sondern verständlich. Das ist der ganz normale Abstimmungskampf, wie es ihn bei jedem Bürgerbegehren gibt. Ihr seid ja schließlich in Euren Stellungnahmen auch nicht zimperlich.

In diesem Sinne erneuere ich meinen Appell, hoffe weiterhin auf Einsicht und verbleibe natürlich trotz allem in alter Freundschaft

Wolf-Dieter

Zum Aufruf des Arbeitskreises Ortskern Blankenese
Zum offenen Brief von Wolf-Dieter Hauenschild
Zur Antwort von Monika Lühmann
Zur Antwort auf die Antwort von Monika Lühmann

Letzte Änderung am Mittwoch, 20 September 2017 17:51