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25 Jahre Ensemble Obligat: So muss Kammermusik sein

  • Mozart, Romberg und Brahms vor dem Jenischhaus
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Das Ensemble Obligat mit Prof. Imme-Jeanne Klett (Querflöte), Anette Behr-König (Violine), Daniel Paulich (Cello), Marie Daniels und Boris Faust (beide Viola) auf der Bühne vor dem Jenischhaus Das Ensemble Obligat mit Prof. Imme-Jeanne Klett (Querflöte), Anette Behr-König (Violine), Daniel Paulich (Cello), Marie Daniels und Boris Faust (beide Viola) auf der Bühne vor dem Jenischhaus Foto: Markus Krohn
Othmarschen (18. August 2020, Markus Krohn) · Ein lauer Sommerabend im Schatten eherner Eichen auf der großen Wiese hinter dem Jenischhaus. Auf der einen Seite der Blick auf die weißen Säulen der großen Villa, hinter einem der Blick auf die Elbe bei Teufelsbrück. Eine schönere Kulisse hätten sich die Verantwortlichen des Ensemble Obligat! für ihr Jubiläumskonzert nicht aussuchen können. 25 Jahre Ensemble Obligat! Das war eigentlich schon im März geplant – zwei Tage nach Beginn des Lockdowns. Die Mitglieder des Ensembles waren schon beim Proben…
Jetzt endlich war es soweit. Mit einem Open Air Konzert und knapp 100 Besuchern vor dem Jenischhaus konnte das erste Kammerkonzert der Saison 2020 im Jenischpark beginnen.
Der Ort war ungewöhnlich und natürlich coronabedingt geplant, damit möglichst viele Freunde des Ensembles beim Jubiläumskonzert dabei sein konnten. „Es ist eine einmalige Gelegenheit, das Ensemble Open Air zu erleben“, sagte Altonas Museumschefin Dr. Anja Dauschek vor Beginn des Konzertes und es war ihr anzumerken, dass sie das bedauerte. Denn es war nicht nur eine einmalige Gelegenheit, sondern auch ein einmaliges Konzert. Kammermusik heißt ja so, weil kleine Ensembles oder Kammerorchester mit ihrem Klangkörper eben auch nur kleine Räume ausfüllen können. Es war schon spannend, wie es die fünf bzw. sechs Musiker schaffen würden, in einem so großen Park wie vor dem Jenischhaus, mit ihrem Klang zu füllen – es gelang! Auch wenn ein, oder zwei Noten hin- und wieder vom Wind in den Park verweht wurden und Taubengeflatter, ein Hundegebell oder das eine oder andere Flugzeug das Konzert unterbrachen. Ein richtiges Open-Air-Erlebnis eben!
Schön, dass die zufällig vorbei spazierenden oder radelnden Picknick-Gäste oder mit zunehmender Abenddämmerung eintreffenden Jugendlichen sich ebenfalls dazu gesellten und zwanglos einzelnen Sätzen oder ganzen Stücken lauschten. Besser konnte das Ensemble Obligat nicht für sich werben. Vielleicht lag es aber auch daran, dass viele der Ensemble-Mitglieder erfolgreiche junge Musikerinnen und Musiker sind, die der Kammermusik nicht nur zugetan sind, sondern sich in den Dienst dieser Musik stellen. Diese Begeisterung schwappt über.
Die Musik passte zum Abend: Angefangen mit Wolfgang Amadeus Mozarts Streichquintett B-Dur, bei dem man noch merkte, dass die Musikerinnen und Musiker sich noch mit ihrem neuen „Konzertsaal“ anfreunden mussten, über Andreas Jakob Rombergs Quintett e-Moll, bei dem die musikalische Leiterin des Kammermusik-Festivals, Prof. Imme-Jeanne Klett mit ihrer Querflöte Frische ins Spiel brachte, bis zu einem fulminanten G-Dur-Streichquartett von Johannes Brahms aus dem Sommer 1890, der die Besucher fast von den Stühlen riss, wenn man den tosenden Applaus zum Abschluss des Konzerts richtig deutet. Imme-Jeanne Klett war sich in Anbetracht des perfekt austarierten Programmes denn auch nicht sicher, ob eine Zugabe wie die „Badinerie“ von Johann Sebastian Bach noch gewünscht sei.
Sowohl Musiker als auch Publikum waren am Ende froh, dass sie wieder Musik erleben durften. Und dann auch noch in einer so großartigen Klangqualität trotz Open-Air-Bühne!
Die Musikerinnen und Musiker genossen nach Monaten der Applaus-Abstinenz die Ovationen ihres Publikums sichtlich und auch eine Wiederholung eines Konzertes vor dem Jenischhaus scheint nicht ausgeschlossen – es wäre ein großes Glück für die Elbvororte und den Jenischpark!
Das Festival für Kammermusik hat eine kreative Pause hinter sich, die dazu geführt hat, dass die Konzerte nicht nur im weißen Saal des Jenischhauses in Othmarschen stattfinden werden, sondern auch in anderen historischen Gebäuden erklingen werden: So zum Beispiel im Gallionsfigurensaal des Altonaer Museums oder im Innenhof des Museums für Hamburgische Geschichte. Dies wiederum sorgte für eine Umbenennung des Festivals in „Obligat!“, was schon eine Feststellung an sich ist.
Die nächsten Konzerte finden am 19. und 20. September jeweils um 19 Uhr (Vive La France!) im Innenhof des Museums für Hamburgische Geschichte statt. Am 24. und 25. Oktober (Bläserklang und Saitenzauber) sowie am 28. und 29. November (Beethoven!) geht es dann im Galionsfigurensaal des Altonaer Museums weiter. Der Abschluss der Saison 2020 ist für den 16. und 17. Januar 2021 (Klangbilder um Bach) wieder im Galionsfigurensaal des Altonaer Museums geplant. Karten gibt es im Jenisch Haus, über die Konzertkasse Gerdes und an allen bekannten Hamburger Vorverkaufsstellen.

www.ensemble-obligat.de