Diese Seite drucken

Spraykunst im Bildungsauftrag

Artikel bewerten
(0 Stimmen)
Das Graffiti des Künstlers BROZILLA (Gerrit Fischer) ziert seit gestern die Wand zum Garten der VHS West Das Graffiti des Künstlers BROZILLA (Gerrit Fischer) ziert seit gestern die Wand zum Garten der VHS West Foto: Markus Krohn
Othmarschen (29.09.2016, Markus Krohn) Busse bleiben stehen, Spaziergänger gucken verschämt zur Seite, mancher traut sich, den Künstler anzusprechen: Gerrit Fischer, alias Brozilla, verschönert die Gartenmauer an der Parkstraße im Auftrag der Volkshochschule West. Alles legal also. Und abgesprochen mit dem Leiter der Volkshochschule, der mit diesem Kunstwerk wilde Sprayereien verhindern will. Das tut die Volkshochschule bereits mit Graffitiwänden zur S-Bahntrasse. Jetzt eben auch zur Parkstraße.
Und das sogar mit einer künstlerischen Aussage: „Demokratie braucht Bildung“ steht da. Aktueller denn je. Und historisch gewachsen: Der Ausspruch stammt aus der Zeit von 1919, als sowohl die Volkshochschule als auch die Hamburger Universität gegründet wurden. Der Ausspruch bezieht sich vor allem auf die politische Bildung der Bevölkerung, doch die Volkshochschule (VHS) kann noch viel mehr. Hier lernen Erwachsene in ihrer Nachbarschaft auch praktische Fähigkeiten wie zum Beispiel Goldschmieden, Drucken oder Bildhauen, aber natürlich auch Sprachen, Multimedia, Fitness oder Rhetorik. Die durchbrochenen Buchstaben sollen übrigens die geschlagenen Abdrücke einer alten Schreibmaschine darstellen und nicht auf eine etwaige „kaputte“ Demokratie hinweisen. Aha. Fragen ist erlaubt! Diskutieren übrigens auch, sogar erwünscht! „Kunst soll zum Dialog anregen und Fragen aufwerfen“. So wird Kunst auch zur Bildung beitragen. Prima.
Auch Sprayen gehört übrigens zum Angebot der Volkshochschule – für die professionelle Gestaltung der Gartenwand engagierte die VHS jedoch den erfahrenen Künstler Gerrit Fischer, dessen Werk für politisch-motivierte Urban Art mit einer gehörigen Portion Wut und Kritik steht, die den Betrachter anregen soll. Dabei ist der 1979 geborene Hamburger gar nicht böse, sondern ein äußerst freundlicher Mensch, der sich freute, von den Othmarschen auf sein Werk angesprochen zu werden.