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Abschied von Oliver Schöpe: »One of us«

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Sülldorf/Iserbrook (13.05.2014, Bernd Neumann) · Sanft, fast verhalten, entlockt Oliver "Olli" Schöpe der Gitarre die ersten Akkorde, dann setzen Torben an der Violine und Felix am Saxophon ein. Beim Refrain bringt Max am Schlagzeug und die anderen Drive ins Spiel: „One of us“ ist einer der beliebtesten Songs der Sülldorf-Iserbrooker Kirchen-Jugendband.

„Einer von uns“ ist auch der Bandleader „Olli“ Schöpe – noch bis Ende Mai. Dann geht er nach Stuttgart zum Deutschen Evangelischen Kirchentag und wird dort die Verantwortung für die Gemeinschaftsquartiere beim wohl wichtigsten Großereignis der protestantischen Christenheit in Deutschland übernehmen.

Fast genau 10 Jahre ist es her, dass Oliver Schöpe in die Gemeinde Sülldorf-Iserbrook gekommen ist. Er war damals 17 Jahre alt und hatte gerade eine Lehre als KFZ-Mechatroniker begonnen. Jetzt ist er 27, Diakon und studierter Sozialpädagoge. Eine rasante Entwicklung, für die Kirchengemeinde ebenso wie für Oliver Schöpe.

Mit einer fast missglückten Jugend-Sommerreise nach Dänemark hatte alles begonnen. Wenige Tage bevor die Kleinbuskarawane losfahren sollte wurde die damalige Jugend-Referentin für Sülldorf und Rissen krank. Eine Gruppe von älteren Jugendlichen ergriff beherzt die Regie und führte die Reise in eigener Verantwortung durch. Unter ihnen auch Oliver Schöpe, damals zuständig für „Haus und Küche“. Zurück in Hamburg ging es weiter: das Jugendcafe „Basement“ baute er auf und aus zu einem heute beliebten Treffpunkt für Jugendliche in Sülldorf-Iserbrook. Die vor sich hin „dümpelnde“ Jugendband machte er wieder flott und zu einem unverzichtbaren Teil der regelmäßigen Jugendgottesdienste. Sogar ein gemeindeeigenes Liederbuch mit geistlichen und weltlichen Songs für jung und alt ist unter seiner Federführung entstanden. Und das ist vielleicht überhaupt sein „Markenzeichen“: Teamwork statt „Einzeltänzer“. So war es auch, als am Iserbrooker Kirchturm Jugendliche die Kletterwand selbst errichteten, als das „Basement“-Team in Dresden beim Kirchentag mit einem perfekt organisierten Fischbrötchenstand zum Hamburg-Botschafter wurde, als zwei Jahre später beim Kirchentag in Hamburg in Sülldorf ein „Gute-Nacht-Cafe“ mit legendärer Hamburger-Schmiede eröffnete oder wenn „Jims Bar“ mit alkoholfreien Cocktails bei Gemeinde- und Straßenfesten aufwartete. „Olli“ war im Hintergrund, hatte die Organisation perfekt im Griff – und die Jugendlichen damit befähigt schon beinahe professionell ihre selbstgewählten Aufgaben zu erfüllen.

Perfektion war und ist überhaupt eine der Leidenschaften von „Olli“ Schöpe, wohl etwas, das er aus seiner Handwerkslehre in die Sozialpädagogik mitgenommen hat. Ob es die Ordnung im „Backstage-Bereich“ des Basements ist oder die Licht- und Soundanlage beim Heilignachtgottesdienst im Stall, die alljährliche Jugend-Sommerreise oder auch eine einfache Konfirmandenstunde, auf „halbe Sachen“ lässt er sich nicht gerne ein. Fragt man ihn danach, lächelt er freundlich und meint – ganz der Handwerker - „gute Arbeit braucht gutes Werkzeug“. Dabei ist aus dem Hand- längst auch ein solider Kopfarbeiter geworden – und ein guter Theologe dazu. Das hat er mit wissenschaftlichen Arbeiten über „Com-Passion als Leitbegriff für eine moderne Diakonie“ oder „die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes in der diakonischen Seelsorge“ und einem pädagogisch-theologischem Modell „vom Konfirmandenunterricht zum Gemeindemitglied“ unter Beweis gestellt; aber auch in unzähligen Andachten und Gottesdiensten, auf Konfirmanden- und Jugendfreizeiten und immer wieder am Heiligabend um 23 Uhr. Für manche ganz unbemerkt ist so aus einem ehrenamtlichen Jugendgruppenleiter erst eine pädagogische Honorarkraft und schließlich ein hauptamtlicher Diakon geworden.

Jetzt, am Ende seines Masterstudiengangs „Soziale Arbeit planen und leiten“ ist es für ihn an der Zeit, nach neuen Herausforderungen zu greifen. Und so hat ihn der Kirchentag abgeworben. In Stuttgart 2015 wird er der Verantwortliche für die Quartiere sein. Die Jugendlichen in Sülldorf-Iserbrook, aber auch die ganze Gemeinde, sind deswegen etwas traurig – und zugleich auch sehr stolz, dass einer von uns – „one of us“ in zentraler Verantwortung beim größten und wichtigsten Ereignis der evangelischen Christen in Deutschland mitarbeitet.

Im Kirchensong „One of us“ singt die Band von einem Gott mit menschlichem Gesicht. Und das ist ziemlich genau das Evangelium, das Oliver Schöpe mit Worten und Gesten, mit Organisation und Zuhören 10 Jahre lang in Sülldorf-Iserbrook gelebt hat. „Einer von uns“ wird er noch lange bleiben, auch wenn er jetzt nach Stuttgart geht.

Wer sich von „Olli“ Schöpe persönlich verabschieden möchte kann das tun am Sonntag, dem 25. Mai 2014 im Abendgottesdienst um 18 Uhr in der St. Michaelskirche in Sülldorf. Und hinterher natürlich im Jugendcafe „Basement“, bei einem kleinen Empfang und einer großen Party.

Letzte Änderung am Donnerstag, 19 Februar 2015 20:25