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Blankenese für Flüchtlinge

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Fast 1.000 Demonstranten zeigen, dass sie ein Herz für Flüchtlinge haben. Demonstrationszug mit den Initiatoren vom „Runden Tisch Blankenese“ Helga Rodenbeck und Pastor Georg Poehls (vorn, Mitte) in der Blankeneser Bahnhofstraße Fast 1.000 Demonstranten zeigen, dass sie ein Herz für Flüchtlinge haben. Demonstrationszug mit den Initiatoren vom „Runden Tisch Blankenese“ Helga Rodenbeck und Pastor Georg Poehls (vorn, Mitte) in der Blankeneser Bahnhofstraße Foto: JOTO
Blankenese (15.04.2016, Markus Krohn) · Gestern gingen über 800 Blankeneser auf die Straße, um für die Aufnahme von Flüchtlingen zu demonstrieren. Dazu kam es, weil vorher einige Anwohner des Björnsonwegs an der Grenze zwischen Blankenese und Rissen die Einrichtung einer Baustelle mit einer Autoblockade verhinderten. Daraufhin gab es ein negatives Medienecho, bei dem vor allem „die Blankeneser“ als „Schampusgesellschaft“ dargestellt wurden. Das wollten die Demonstranten nicht auf sich sitzen lassen und deutlich zeigen, dass sie sich sehr wohl an der gesellschaftlichen Aufgabe beteiligen wollen, den Flüchtlingen eine sichere Unterkunft in Hamburg zu ermöglichen. Der „Runde Tisch Blankenese“ hatte zu der Demonstration aufgerufen. Mit einer derart großen Beteiligung hatte man allerdings – in dem eher als konservativ geltenden Stadtteil – nicht gerechnet. Umso erfreulicher viel auch das positive Medienecho aus.
Die Fakten:
Auf einem Waldgrundstück im Björnsonweg sollen 192 Flüchtlinge in Übergangsbauten eine langfristige Bleibe finden. Die Mehrheit der Anlieger im Björnsonweg akzeptiert oder unterstützt sogar die Ansiedlung der Flüchtlingsunterkunft in ihrer Nachbarschaft. Allerdings gibt es auch Anwohner im Björnsonweg, die sich gegen das Bauvorhaben des Senates wenden. Nachdem einige die Baumfällarbeiten mit privaten Pkws behinderten, wandte sich einer der Anlieger an das Verwaltungsgericht wund erwirkte am 6. April eine Zwischenverfügung, die die Baumfällarbeiten bis auf Weiteres stoppten.

Anne Krischok, SPD-Bürgerschaftsabgeordnete, hebt hervor, dass es sich hierbei nicht um eine Entscheidung gegen Flüchtlinge handelt: „Laut den Anwohnern gibt es auf dem Grundstück zahlreiche schützenswerte Pflanzen und Tiere. Die Anwohner sind der Auffassung, dass die Baugenehmigung mit dem Europäischen Umweltrecht kollidiert.

Dass die Situation zu eskalieren droht, wurde am 8. April deutlich: Zahlreiche Demonstranten hatten im Internet zu einem sogenannten Baumfällmassaker aufgerufen. Die Birken auf dem Grundstück am Björnsonweg blieben aber unversehrt. „Ich bin froh, dass es ruhig blieb“, sagt die Rissener Bürgerschaftsabgeordnete Krischok. „Ich hoffe aber auch, dass es ruhig bleiben wird. Sinnfreie Aktionen und Aufrufe zu Straftaten sind in der gegenwärtigen Situation nicht förderlich.“ Sachliche und ernsthafte Gespräche mit Betroffenen, so die SPD-Politikerin weiter, müssten nun oberste Priorität haben.

Auch der Blankeneser Bürger-Verein ruft Anwohner wie Kritiker der Aktionen vom 5. und 6. April auf, das Thema "Flüchtlinge - Integration" nicht zu missbrauchen. „Die Entscheidung des Gerichts muss respektiert werden, auch wenn sie den unverzichtbaren Baubeginn der Flüchtlingsunterkunft für  192 Bewohner verzögert. An der Notwendigkeit dieser Unterkunft an diesem Standort besteht aus Sicht des B B V kein Zweifel, auch nicht an der Zahl der unterzubringenden Flüchtlinge, so lange an anderem  Ort, z.B. bei Bahr Hunderte nur provisorisch in Hallen ein Dach über den Kopf bekommen haben“, erklärte der Vorsitzende des Bürgervereins, Prof. Dr. Jürgen Weber. Gleichzeitig bietet er seine Unterstützung vor Ort an: „Der  B B V  bietet abermals den Anwohnern des Björnsonweges seine Unterstützung für eine friedliche Nachbarschaft zwischen Flüchtlingsunterkunft und den Anrainern an.

Morgen findet auf Initiative der Blankeneser CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Karin Prien eine Veranstaltung zum Thema "Flüchtlinge willkommen in Blankenese“ statt die Prien aufgrund der jüngsten Ereignisse in den Elbvororten für den 16. April um 11 Uhr in der Gorch-Fock-Schule in  Blankenese, Kastenstrasse 22, angesetzt hat. Prien möchte mit den Blankenesern in einen konstruktiven Austausch zur Flüchtlingsunterbringung und Integration treten und erfahren, auf welche Art und Weise sich das Dorf solidarisch zeigen und einen Beitrag zur Bewältung der vielfältigen Aufgaben leisten kann.
Gelesen 2431 mal Letzte Änderung am Freitag, 15 April 2016 13:11