20 Jahre Jenischparkverein

  • Warum Natur für unseren Zusammenhalt wichtig ist
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Kultur- und Mediensenator Dr. Carsten Brosda spricht sein Grußwort im Jenischhaus Kultur- und Mediensenator Dr. Carsten Brosda spricht sein Grußwort im Jenischhaus Foto: Markus Krohn

Othmarschen (14. September 2023, Markus Krohn) · Seit 20 Jahren begleitet der von engagierten Bürgerinnen und Bürgern 2004 gegründete Verein Freunde des Jenischparks e.V. die städtischen Aktivitäten im öffentlichen Grün des Jenischparks. Rund 50 Gäste feierten gemeinsam mit Kultursenator Dr. Carsten Brosda im Jenisch Haus ihre Erfolge.

Für den Vorsitzenden, den ehemaligen Altonaer Bezirksamtsleiter Hans-Peter Strenge gehört dazu auch die Verhinderung einer Tribüne für 3.000 Menschen, die die Sichtachse vom Jenisch Haus über die Wiese zur Elbe verhindert hätte genauso wie die Ertüchtigung der Knüppelbrücke und die Sanierung der Eierhütte. Besonders freute er sich, dass nun endlich die Sitzgruppe am Eingang des Parks am Hochrad saniert werden kann. Zu den Aktivitäten des Vereins zählt aber auch die Durchführung von Lesungen, Führungen und Diskussionsrunden. Wie zum Jubiläum.
Senator Brosda dankte den Ehrenamtlichen des Jenischparkvereins für ihren Einsatz: „Vereine haben einen wesentlichen Anteil daran, dass unser Stadtraum so aussieht, wie er aussieht, dass wir mit Denkmälern so umgehen, wie wir das tun und dass wir uns an bestimmte stadträumliche Zusammenhänge erinnern und an andere nicht.“ Mit seinem Dank verband er die sanfte, nur leicht verklausulierte, Aufforderung weiterzumachen und eigene Ideen für den Jenischpark zu entwickeln. In seinem Jubiläumsvortrag zur „Symbiose von Kultur und Natur in den Elbparks des Hamburger Westens sowie das damit einhergehende bürgerschaftliche Engagement“ hob er zudem hervor, dass der Staat zwar ein wesentlicher Akteur ist, der Rahmenbedingungen und ordnungspolitische Bedingungen schaffen müsse, die Zivilgesellschaft diese jedoch auch annehmen müsse. Und das tun Hamburgerinnen und Hamburger im Jenischpark, ohne jedoch ihre eigenen Interessen zu begraben, sondern mit ihrem Engagement dafür zu sorgen, dass das Gleichgewicht zwischen Staat und Gesellschaft erhalten bleibt.

Geleitwort von Dr. Carsten Brosda, Präses der Behörde für Kultur und Medien:

Helmut Schmidt wird folgendes Zitat zugeschrieben: "Die Demokratie lebt vom Kompromiss. Wer keine Kompromisse machen kann, ist für die Demokratie nicht zu gebrauchen."

Kompromiss kommt vom lateinischen „gemeinsam versprechen“ (com-promittunt). Ihm liegt also bereits etymologisch der Wert der Gemeinsamkeit zugrunde. Das ist natürlich eine große Stärke! Auch wenn der Ruf des Kompromisses etwas gelitten hat, manche unken, dass mit ihm niemand bekommt, was er oder sie will und er von manchen sogar als „faul“ diffamiert wird, hat Schmidt natürlich recht. Nur in Diktaturen bekommt einer alles, was er will – und die anderen dafür meist kaum etwas von dem, was sie wollen. Kompromisse sind politischer Alltag und nach wie vor der Prozess der Wahl, wenn es um einen Interessenausgleich geht.

Die Verantwortung für die Pflege und den Erhalt öffentlicher Grünflächen trägt innerhalb unserer eine Gesellschaft natürlich vor allem eines ihrer selbstentwickelten Instrumente: der Staat.

 

Aber was ist dieser Staat eigentlich?

Unter Staat verstehen wir in Kontinentaleuropa das Gewährleistungsinstrument gesellschaftlicher Infrastrukturen und einen Mechanismus, mit dessen Hilfe eine Gesellschaft in der Lage ist, ihre eigenen Belange zu organisieren.

Leviathan

Deswegen heißt es ja „öffentliches“ Grün. Daher ist staatliches Handeln stehts an das Allgemeinwohl geknüpft.

Aber dabei ist er natürlich nicht allein. Der Staat ist ein wesentlicher Akteur, der Rahmenbedingungen und ordnungspolitische Bedingungen schaffen muss. Er schafft Angebote, die aber immer auch eine Zivilgesellschaft voraussetzen, die diese auch annimmt.

Und Öffentlichkeit ist nun mal nicht etwas, das allein verwaltet wird, sondern durch Miteinander und Kommunikation erst entsteht – nicht zuletzt durch bürgerliches Engagement in Form von Vereinen, die Partikular-Interessen vertreten und gesellschaftlich sichtbar machen.

Das ist auch insofern wichtig, als dass wir manchmal an Grenzen kommen, an denen der Staat zum unsicheren Kantonisten wird, weil er etwa sagt: „Dafür habe ich jetzt kein Geld mehr.“ Oder: „Das finde ich falsch.“

An dieser Stelle sind Vereine ein wesentliches und wichtiges Korrektiv, weil sie diese Ausgangslage nicht haben, weil sie aus der speziellen Position von Engagement eine Freiheit haben, die der Staat nicht hat. Sie können Relevanz erzeugen, in Bereichen Fragen zuzuspitzen, auch auf Prozesse drängen oder Strukturen vorantreiben, die der Staat mit seiner fundamentalen Gemeinwohlorientierung und seiner demokratiepolitischen Fundierung in Mehrheitsposition der Gesellschaft immer etwas schwerer begründen kann als das eine einzelne Institution tun kann.

Ein Verein sagt bereits bei seiner Gründung, in dem er einen Vereinszweck angibt: „Diese Karte ist die Wichtigste und auf diese eine Karte setze ich jetzt mal alle meine Chips!“ Vereine sind per Definition nicht neutral, sie sind zweckgebunden. Und sie verfolgen Interessen, die eben wiederum in Kompromissen durchgesetzt werden müssen. Das ist ja aber keine fesselnde Begrenzung, sondern eine bewusste Priorisierung.

Vereine haben einen wesentlichen Anteil daran, dass unser Stadtraum so aussieht, wie er aussieht, dass wir mit Denkmälern so umgehen, wie wir das tun und dass wir uns an bestimmte stadträumliche Zusammenhänge erinnern und an andere nicht.

Das sage ich auch aus dem Bewusstsein Hamburgs heraus - und hier schließe ich Altona natürlich explizit mit ein - , dass unsere ganze kulturelle Landschaft und auch unsere Verortung in der europäischen und deutschen Geistesgeschichte gar nicht hätten funktionieren können, wenn wir nicht immer auch darauf angewiesen gewesen wären, dass eine freiheitliche Bürgergesellschaft sagt: „Wir wollen das.“

Bei uns in Hamburg gab es nie einen Monarchen oder einen Bischof, der gesagt hat: „Ich mach das, weil ich das für meine Herrschaftsansprüche brauche.“

Die Ursprünge des Jenisch-Parks gehen, wie sie wissen, zwar auf einen Potentaten zurück. Das Mustergut Caspar Voghts wurde später von Martin Johann Jenisch zum gleichnamigen Park umgestaltet. Auch das eine nicht-öffentliche Entscheidung eines Einzelnen, der damalige Hamburger Bausenator brauchte eher eine repräsentative Villa für den sommerlichen Aufenthalt und eben keinen aufwändigen landwirtschaftlichen Gutsbetrieb.

Aber: Was Hamburg und auch Altona aber seit jeher haben, ist eine Bürgergesellschaft, die gemeinsam gesagt hat: „Wir wollen das, und das brauchen wir gesamtgesellschaftlich auch.“

So auch, als 1927 die Erben Jenischs planten, die Anlage zu parzellieren und zu verkaufen. Um dies zu verhindern, wurde der Park von der Stadt Altona gepachtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Ähnliches geschah im Osten Hamburgs mit dem Hammer Park, dessen Nordende heutzutage passenderweise von der Caspar-Voght-Straße begrenzt wird. Ursprünglich von Karl Sieveking als Privatpark nach dem Vorbild des Musterguts von Caspar Voght angelegt, bevor 1914 auch hier die Entscheidung zum Erwerb des Geländes für die Öffentlichkeit fiel. Eine Öffentlichkeit, die entschied, dass sie an dieser Stelle einen öffentlichen Park und nicht etwa neue Wohnungen, eine weitere Kaserne oder eine Markthalle braucht.

Dahinter stand die bis heute richtige Idee, dass es in Städten Orte geben muss, an denen Natur und Erholung im Vordergrund stehen und die der Öffentlichkeit offenstehen müssen. Denken Sie an die Volks- und Stadtparks, aber eben auch an die vielen ehemals privaten Anlagen, die vor rund 100 Jahren in städtischen Besitz oder mindestens in städtische Pflege kamen.

Sie werden zu Orten einer Öffentlichkeit, die sich auch im Falle des Jenisch-Parks bis heute nicht umentschieden hat, auch aufgrund der Arbeit von Vereinen wie Ihrem, die zeigen, wie sehr ihre Parks den Hamburgerinnen und Hamburgern am Herzen liegen.

Und die belegt, wie sehr solche Orte zum Kristallisationspunkt für weiteres werden:

Jenisch Haus über die SHMH

Barlach-Haus über Reemtsma-Stiftung

Bargheer-Museum über die Eduard Bargheer Gesellschaft

Alles das geht, weil dieser Park heute ein öffentlicher und zivilgesellschaftlich getragener Ort ist.

Deshalb ist diese Herzenssache so wichtig: Ich danke Ihnen von Herzen für das Engagement, das Sie in Ihren Verein zur Bewahrung des Gartendenkmals Jenisch-Park an den Tag legen!

Und wie jeder Dank aber ist auch dieser Dank natürlich die sanfte, nur leicht verklausulierte, Aufforderung weiterzumachen.

Machen Sie weiter mit Ihrer Arbeit, fördern Sie, engagieren Sie sich. Ihr Verein, so steht es im 2. Paragraph seiner Satzung „verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke und ist selbstlos tätig.“ Selbstlose Tätigkeit. Einer der wenigen Momente, in den die juristische Sprache von Vereinssatzungen fast lyrische Qualität erlangt.

Treiben Sie uns an, da, wo Sie glauben, dass wir nicht genug tun.

Aber bitte füllen Sie nicht nur Lücken, sondern entwickeln Sie weiterhin eigene Ideen! Auf den nächsten Eintrag in der Galerie umgesetzter Projekte auf Ihrer Website freue ich mich schon, also auf den Eintrag nach der Restaurierung der Eierhütte im Jahre 2021.

Als Verein können Sie sich die Freiheit nehmen, den Jenischpark zur Priorität zu erheben und aus dieser Perspektive heraus Vorschläge zu machen. Umgesetzt werden müssen diese ja dann ohnehin von allen gemeinsam. Aber bitte zeigen Sie uns weiterhin, wozu wir als Stadtgesellschaft fähig sein können, wenn wir nicht direkt im Modus des Abwägens und des Kompromisses agieren.

Auf die kommenden 20 Jahre und noch viele weitere freue ich mich und hoffe dabei auf Ihre tätige Leidenschaft.

Letzte Änderung am Donnerstag, 14 September 2023 08:29

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