Ode an Bruno Labbadia
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Elbvororte (19.11.2015, Kommentar von Joy Dahlgrün-Krall) · Ich gebe es zu, als es hieß Bruno Labbadia würde wieder zum HSV zurückkehren, war ich minder angetan von dieser Idee. Ich erinnerte mich an seinen Abgang und allem, was damit einherging. Ich hatte Schlagzeilen vor Augen, die das Wort „Problembär“ enthielten. Ein befreundeter Journalist teilte mir indes seine Einschätzung mit und war gar euphorisch: „Labbadia ist noch nicht fertig mit dem HSV.“ Ich blieb skeptisch. Für mich war er lediglich der nächste Kandidat, der mittelfristig seinen Hut nehmen müsste, ohne etwas bewirkt zu haben.
Mittlerweile muss ich meine Meinung jedoch revidieren, denn dieser Trainer tut dem HSV mehr als gut. Sicherlich hat auch das Umfeld etwas damit zu tun, dass er in Ruhe und ohne Druck arbeiten kann. Derzeit stehen die Hamburger auf dem 11. Tabellenplatz – Punktemäßig zwar nicht ganz außer Reichweite zu den unteren Plätzen, aber auch drei Punkte und damit ein Sieg dran an der oberen Tabellenhälfte. Man kann sich nicht beschweren und das tut tatsächlich auch keiner. Man hat aus den letzten Jahren gelernt. Es wird sich endlich wieder auf Fußball konzentriert. Das nicht jedes Mal ein Feuerwerk abgebrannt werden kann, ist allen Beteiligten bewusst. Man hat nach Jahren des Spotts und der Führungslosigkeit endlich wieder das Gefühl, dass solide gearbeitet wird und Profis am Werk sind. Bereits seit längerem ist bekannt, dass man gerne mit dem 49-Jährigen verlängern möchte, dessen Vertrag am Ende der Saison ausläuft. Es steht wohl außer Frage, dass auch Labbadia gerne bei den Rothosen bleiben möchte. Trotzdem setzt er niemandem die Pistole auf die Brust.
Beide Seiten würden sich hiermit zum jetzigen Zeitpunkt sicherlich einen Gefallen tun, denn es funktioniert. Alternativen kann ich mir gerade zumindest nicht vorstellen. Scheitern könnte der Verbund laut Spekulationen am Thema Geld. Der Klub befindet sich nach wie vor in einer Konsolidierungs-Phase und hat nicht Unmengen an finanziellen Mitteln zur Verfügung, um große Investitionen in den Kader zu tätigen. Vielleicht sollte man das Ganze jedoch langfristig sehen. Schließlich kann ein Trainer nur mit den Mitteln arbeiten, die ihm zur Verfügung stehen, aber nicht verlangen, dass man so auch die Champions League erreicht. Für den Coach wäre dies eine Art Jobgarantie und die Führung könnte sich auf ihre Aufgaben konzentrieren. Die in den letzten Jahren so gescholtenen Fans würden sicherlich auch Kontinuität begrüßen und einsichtig sein, dass es nach desaströsen Jahren zwar langsam, aber stetig bergauf geht.
Joy Dahlgrün-Krall (30) war zehn Jahre lang Mitglied beim HSV und arbeitete vier Jahre für den FC St. Pauli im Bereich Medien. Seit 2013 betreut und berät sie Sportler in den Sozialen Medien.