Ein Tag gegen das Vergessen
Gedenkveranstaltung heute um 16:30 Uhr in der Blankeneser Kirche am Markt
Blankenese (8. November 2024, Markus Krohn) · Mit dem 9. November verbindet sich in Deutschland das Gedenken an die Reichspogrom- oder Reichskristallnacht vor 86 Jahren, in der das nationalsozialistische Regime gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im Deutschen Reich organisierte. Synagogen brannten, jüdische Geschäftsleute wurden ausgeplündert und verfolgt – der Beginn systematischer Verfolgung und Vernichtung. Mit zahlreichen Veranstaltungen gedenken heute viele Deutsche daran.
Viele Zeichen werden Jugendliche aus Blankeneser Schulen und Vereinen bereits heute auf Anregung des Blankeneser Segel-Club (BSC) setzen mit dem Besuch „ihres“ Stolpersteins. Jeder Stolperstein steht für das individuelle Schicksal eines Menschen, der in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, deportiert oder verfolgt wurde. Die Kinder und Jugendlichen putzen ihren Stein, lassen ihn neu erstrahlen und entzünden eine Kerze, damit jeder im besten Sinn darüber stolpert. Sie setzen sich mit der Biographie des Menschen auseinander, dem der Stolperstein gilt, und bestärken sich darin, Rassismus und Ausgrenzung mutig entgegenzutreten.
Um 16.30 Uhr findet am selben Tag in der ev.-lutherischen Kirche am Markt eine Gedenkfeier statt, in der die Blankeneser Schüler und Schülerinnen die Namen ihres Steins verlesen und eine Kerze am Altar entzünden. Die Ansprache wird auch in diesem Jahr der Blankeneser Historiker Dr. Jan Kurz, Vorstand des Förderkreises Historisches Blankenese e.V., halten. Am Ende der maximal 45-minütigen Feier bekommen die Besucher die Gelegenheit, die in der Kirche ausgestellten Biographien der verfolgten Menschen zu lesen, um sich über die Schicksale zu informieren. Alle Blankeneser Bürger und Bürgerinnen sind herzlich dazu eingeladen.
Buch über das jüdische Leben in Blankenese
Am 18. November wird zudem ein umfangreicher Sammelband zum jüdischen Leben in Blankenese erscheinen. Herausgegeben unter anderem von Prof. Riedemann Hellwig, Vorstand des Vereins zur Erforschung der Geschichte der Juden in Blankenese. Diese erste Gesamtdarstellung jüdischen Lebens in Blankenese beschreibt, wie sich der Alltag ab 1933 für die dort wohnenden Jüdinnen und Juden veränderte, wie sie bedroht und ausgeschlossen wurden, aber auch versuchten, sich selbst zu behaupten. Der Band thematisiert die verschiedenen Formen der Erinnerungskultur im Stadtteil und lässt heute dort lebende Jüdinnen und Juden über ihre Erfahrungen mit dem aktuellem Antisemitismus sprechen; zugleich ist er ein umfangreiches Nachschlagewerk zu Personen und Institutionen in Blankenese. Präsentiert wird das Buch am 25. November um 19 Uhr im Gemeindehaus der Blankeneser Kirche am Markt.