Innovative Therapie bei Abhängigkeitserkrankungen: Virtual-Reality-Brille als neues Hilfsmittel im Asklepios Westklinikum
Psychiatrie in Rissen erweitert Behandlungsangebot bei Alkoholabhängigkeit
Rissen (4. Dezember 2024, PM) · Als eine der ersten Abteilungen in Hamburg setzt die Psychiatrie im Asklepios Westklinikum auf den Einsatz einer hochmodernen Virtual-Reality (VR)-Brille zur Behandlung von Suchterkrankungen. Diese innovative Technologie ermöglicht es den Patient:innen, in einer computergenerierten Umgebung den Umgang mit herausfordernden Situationen zu erlernen, die als sogenannte „Trigger“ (Auslöser) in ihrem Alltag auftreten können. In Rissen kommt die VR-Brille zunächst ausschließlich bei der Therapie von Alkoholabhängigkeit zum Einsatz.
Schätzungen zufolge sterben etwa 40.000 Menschen pro Jahr in Deutschland vorzeitig aufgrund der gesundheitlichen Folgen von Alkoholkonsum. Allein im Westklinikum werden jährlich mehr als 200 Patient:innen beim qualifizierten Entzug begleitet. Diese Zahl verdeutlicht die Dringlichkeit effektiver Therapieansätze.
Die Behandlung von Abhängigkeitspatient:innen stellt darüber hinaus eine besondere medizinische Herausforderung dar. Betroffene haben oftmals kaum funktionelle Ressourcen, auf die während der Therapie zurückgegriffen werden kann. Zusätzlich stellen das soziale Umfeld und die damit anhaltende Konfrontation mit der Thematik sowie die Stigmatisierung von Suchterkrankungen ein Hindernis dar. Nun wird die Virtual-Reality-Brille (VR-Brille) eingesetzt, um den Patient:innen dabei zu helfen, persönliche Ressourcen aufzubauen und einen gesunden Umgang mit der Erkrankung zu erlernen.
„Die virtuelle aber realitätsnahe Umgebung fördert die Imaginationskraft der Patient:innen, die in herkömmlichen Rollenspielen oftmals nicht ausreichend ausgeprägt ist. Sie schafft einen geschützten Raum, in dem Betroffene sich an virtuellen Orten mit den Schlüsselreizen ihrer Suchterkrankung auseinandersetzen können, ohne sich der realen Gefahr eines Rückfalls aussetzen zu müssen. Dies begünstigt eine schnellere und nachhaltigere Integration von Therapieinhalten in den Alltag.“, erklärt Alissa Diercksen, Psychologin auf der Suchtstation des Asklepios Westklinikums.
Abhängig von der Art der Sucht, können unterschiedliche Situationen virtuell abgebildet werden. Im Falle einer Alkoholabhängigkeit kann die Patientin oder der Patient beispielsweise erlernen im Supermarkt am Spirituosenregal vorbeizugehen. Die Therapie findet aktuell ausschließlich im Einzelsetting statt, um den Patienten genügend Raum zu geben, sich auf die Methode einzulassen.
„Es ist uns wichtig, zeitgemäße Therapieansätze zu nutzen, die den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer Patient:innen gerecht werden. VR ist ein vielversprechendes Werkzeug, das unsere therapeutischen Methoden ergänzt und erweitert“, ergänzt Dr. Ulf Künstler, Chefarzt Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie.
Zukünftig erfolgt eine umfangreiche Evaluierung des VR-gestützten Therapieansatzes, um möglichst vielen Patienten eine optimale Unterstützung bieten zu können.