Buchhandlung Kortes wird umbenannt
Neue Inhaber ergründen NS-Vergangenheit des ehemaligen Inhabers
Blankenese (13. Juli 2023, PM) ) • Die Buchhandlung Kortes in Blankenese feierte 2021 ihr 100-jähriges Bestehen. Nun, zwei Jahre später, feiert sie das 175. Jubiläum. Die neuen Inhaber Pascal Mathéus und Florian Wernicke haben intensiv die Geschichte ihres Hauses recherchiert und herausgefunden, dass es die älteste Buchhandlung der Stadt ist. Aufgrund der bedenklichen Position des Namengebers Alfred Kortes möchten sie den Namen allerdings nicht weiterführen und greifen auf die ursprüngliche Bezeichnung zurück: Buchhandlung Wassermann.
Der 1. April 1921, der auf der Urkunde der Handelskammer Hamburg zum 100. Geburtstag als Gründungsdatum angegeben wird, ist tatsächlich der Tag, an dem Alfred Kortes die Buchhandlung in Templin in Brandenburg übernahm. Davor führte jedoch sein Vater Gottfried Kortes das Geschäft, der die Buchhandlung seinerseits 1889 von der Familie Wassermann übernahm. Friedrich Wassermann gründete die Buchhandlung bereits 1848 in Templin. Die Buchhandlung ist damit Hamburgs älteste Buchhandlung.
Die Kenntnis von dieser langen Geschichte des Betriebs ging jedoch verloren, nachdem Alfred Kortes 1945 von Templin nach Blankenese floh, um das Geschäft dort weiterzuführen. Was außerdem bisher unbekannt war, ist Kortes’ Rolle in der NS-Zeit. Wie die Recherchen der neuen Inhaber ergaben, war Kortes von 1933 bis 1945 Mitglied der NSDAP. 1933 war er kurzzeitig Mitglied der SA. Außerdem füllte er seit 1933 einige Ämter in Templin aus – teilweise in direkter Zusammenarbeit mit den örtlichen Nazianführern.
Als Zeitungsverleger trug er wie alle weiterhin erscheinenden Organe die politische Richtung der NSDAP mit. Zudem war die Buchhandlung seit 1933 Ausgabestelle für Karten zu den Veranstaltungen von Partei und SS. Da die Buchhandlung Kortes nicht in dieser Tradition stehen möchte, legt sie den Namen ab und führt das Geschäft unter dem ursprünglichen Namen Buchhandlung Wassermann fort.
Das Gründungsjahr der Buchhandlung 1848 steht für den Aufbruch von Demokratie und Freiheit. Dieser Tradition fühlen sich die neuen Inhaber verbunden und möchten einen Beitrag zu einer offenen, demokratischen und freiheitlichen Gesellschaft leisten, indem sie eine Plattform für literarische und politische Gespräche über Bücher bieten.
Die Umbenennung der Buchhandlung wird von einem Veranstaltungsprogramm begleitet. Im Herbst dieses Jahres wird es eine Podiumsdiskussion zum Thema Die Rolle der Literatur und des Buchhandels im NS-Staat und in der offenen Gesellschaft geben, an der u.a. die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien und Pascal Mathéus teilnehmen werden. Die Moderation übernimmt Dr. Jan Kurz vom Förderkreis historisches Blankenese.