Fischerhaus: Warten auf Eröffnung
- Details in der Klärung – Nutzung ab Sommer möglich?
Blankenese (9. April 2024, MK) · 4. April 2024. Fast ein historisches Datum für Blankenese und die Hansestadt: Denn zum ersten Mal nach 2018 trafen sich wieder Blankeneserinnen und Blankeneser im Fischerhaus, um sich darüber auszutauschen, wie es möglichst schnell wieder für den eigentlichen Zweck nutzbar gemacht werden kann, nämlich für die Aktivitäten der Seniorenarbeit der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Blankenese, für die historische Sammlung und viele weitere Aktivitäten, die sich die Beteiligten vorstellen können.
Eingeladen hatte die SPD-Wahlkreisabgeordnete Philine Sturzenbecher, die den Aufsichtsratsvorsitzenden des Bauherrn und Eigentümer der Immobilie, Finanzsenator Dr. Andreas Dressel dazu eingeladen hatte. Kurzfristig organisierte die Wahlkreisabgeordnete ein paar Stühle, Kaffee und Kuchen. So nahmen die Teilnehmenden im Stuhlkreis in der Diele Platz.
Denn noch steht das Fischerhaus leer und kann nicht genutzt werden, obwohl die Sanierung bereits seit März 2023 abgeschlossen ist. Spinnengewebe in jeder Ecke des Hauses zeugen davon, dass hier ein Kleinod schlummert. Immerhin hat die Sanierung den Steuerzahler über 3,5 Mio. Euro gekostet. In Anbetracht der hohen Kosten forderte der Finanzsenator daher auch eine „Stadtteilrendite“ ein – also eine ausgiebige Nutzung durch die Kirchengemeinde und weitere Akteure in Blankenese.
Was bremst also die künftigen Nutzerinnen und Nutzer? Es sind Kleinigkeiten, wie sich im Laufe des einstündigen Gesprächs vor Ort herausstellt: Zum Einen eine schiefgelaufene Ausschreibung für die Einbauküche, zum Anderen fehlen noch Details: „Wir wünschen uns eine Schiebetür, damit die Gruppenräume zeitweise getrennt genutzt werden können“, erklärte Ute Lau-Jensen, die seit eineinhalb Jahren die Geschicke der Seniorenarbeit in der Blankeneser Kirchengemeinde leitet. Darüber hinaus sind noch keine endgültigen Leuchten installiert und es fehlen Schlüssel zum Haus bzw. zu den Räumen. Alles lösbare Aufgaben. Warum das alles so lange dauert, kann sich an diesem Vormittag niemand erklären. Senator Dressel verspricht, mit den Verantwortlichen bei der Sprinkenhof zu sprechen, um bald die gewünschte Tür einbauen zu können. Auch die Küche soll bald kommen. Wenn sich dann noch die Kirchengemeinde als Nutzer mit dem Bezirk als Mieter über die künftigen Nutzungsbedingungen einig wird, könnte es an der Elbterrasse 6 losgehen. „Bisher waren alle Gespräche sehr sachorientiert“ bestätigt Kirchengemeinderatsvorsitzender Dr. Stefan Bötzel. Wann genau die Nutzer aus Blankenese die Räume mit Leben füllen dürfen, war aber noch offen. Vielleicht ja schon im Sommer dieses Jahres, wenn auch der Garten nutzbar ist und die Teilnehmer an den Kursen der Seniorenarbeit den Elbblick genießen können?
Klar ist, dass die Blankeneserinnen und Blankeneser sehnsüchtig darauf warten, das Fischerhaus in Beschlag zu nehmen. Schon der erste Blick in die frisch sanierten Räume war spannend, obwohl nicht jedes Detail sofort auf Gegenliebe stieß: Beispielsweise die teils rot gestrichene Fassade, deren Farbton mit weiteren Rottönen im Fachwerk oder den Fensterrahmen disharmonierte, viel zu viele historisch nachempfundene Steckdosen an den Wänden, die teils mit sehr dunklen Farbtönen gestrichen sind. Auch, dass ein Raum im Obergeschoss wegen der zu geringen Deckenhöhe ungenutzt bleiben muss, war für manchen Besucher nicht ganz nachvollziehbar.
Beim Fischerhaus Blankenese handelt es sich um eines der ältesten erhaltenen Häuser der Hansestadt. Das jedenfalls lässt eine Untersuchung des Hamburger Denkmalschutzamtes vermuten, die das Holzgerüst im westlichen Teil auf kurz nach 1570 datiert. 1709 wurde das Haus erstmals urkundlich erwähnt, wie Dr. Jan Kurz, Vorsitzender des Fördervereins Historisches Blankenese e.V., in einem Kurzvortrag erläuterte. In der Propstei Pinneberg wurde in diesem Jahr das erste Schuldenprotokoll für das Fischerhaus dokumentiert.
Das Blankeneser Fischerhaus wurde als Zweiständerhaus konstruiert. Im Gegensatz etwa zu Bauernhäusern aus dieser Zeit fehlen dem Fischerhaus landwirtschaftliche Gebäudeteile wie die Lohdiele oder der Stallteil, denn die Bewohner des Reetdachhauses lebten in erster Linie vom Fischfang. Stattdessen teilten sich die Wohnparteien eine zentrale Diele, in der Netze ausgebreitet und dann ausgebessert und geflickt werden konnten.
Noch im Jahre 1925 waren die fünf Wohnungen mit insgesamt gut 400 Quadratmetern um die Diele des Fischerhauses erhalten – Platz für fünf Familien. Unter der Führung des Sozialdemokraten Max Brauer wurde das Fischerhaus ab 1927 zum Heimatmuseum für Blankenese. Schon in den 1880er Jahren hatte es dazu erste Initiativen im Stadtteil gegeben. Ab 1965 wurde das Fischerhaus Blankenese zur Altentagesstätte mit einer Einliegerwohnung umgenutzt und im Juni 1967 feierlich durch Hamburgs ersten Bürgermeister Max Brauer eröffnet. Wer weiß: Vielleicht kommt ja der aktuelle Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher zur Einweihung des Fischerhauses in alter Tradition nach Blankenese?
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