Auch wenn sich viele Einzelkämpfer unter den Kaufleuten, Wirten, Bäckern und Apothekern freundlich und intensiv um ihre Kunden kümmern: „Es muss mehr passieren, ein Gesicht muss Ansprechpartner für Händler, Behörde oder Makler werden“, so Kuhlmann. Eine Öffnung der „Rissener Acht“ für Kunden aus allen Richtungen gehöre dazu. Das ist die Sperre, die einen von der Hälfte aller Läden wegführt und unnützen Kreisverkehr im Dorf erzeugt. Aber auch „Zugpferde“ wie ein neues Steakhaus, ein großes Fitnesscenter, ein gutes Kino und ein Hotel fehlen. Alles würden Rissener und Gäste nutzen und auch andere zusätzliche Kunden anlocken. Immerhin habe die Runde der Kaufleute schon erste Versuch unternommen, die größte Steakhaus-Kette ins Dorf zu bekommen. Die wolle aber mehr Laufkundschaft als scheinbar möglich ist. Vielleicht kümmern sich ein Quartiersmanager und seine Ansprechpartner um weitere Attraktionen – auch aus der zweiten Reihe. In jedem Fall brächten viele der etablierten Geschäfte neue Perspektiven. Am Rande der Konferenz sagte eine Teilnehmerin, was der Qurtiersmanager wirklich bedeutet: „Es muss ein Anpacker sein, jemand der Rissens Dorfkern neuen Schwung bringt“.
Kuhlmann gibt zu: „Rissen ist das dickste Brett, was es zu bohren gibt“. In Blankenese hätte man Gelder im Hauruck-Verfahren zusammenbekommen. Auch in der Waitzstraße merken die Anrainer, dass etwas passiert. In beiden Stadtteilen kommt sogar ein Zusammenschluss aller, ein Business Improvement District. Andere Viertel und der Neue Wall haben es vorgemacht.
Ob ein Ruck auch durch Rissen geht? Einen „Plan B“ gäbe es nicht, so Kuhlmann.
Wie viel kostet ein attraktives Zentrum?
Kommentar von Markus Krohn
Ein Quartiersmanager für Rissen? Tolle Sache! Endlich jemand, der die Akteure im Stadtteil vernetzt, Aktionen koordiniert und Projekte voranbringt. Diese Aufgabe kann nur jemand machen, der hauptamtlich von morgens bis abends für die Ziele der Kaufmannschaft in der Einkaufsstraße Rissens managt. Und das kostet Geld. 40.000 Euro sind pro Jahr dafür veranschlagt. Nicht gerechnet sind dabei weitere Kosten, die entstehen, wenn zum Beispiel die "Rissener Acht" zurück gebaut wird oder weitere Verschönerungsmaßnahmen oder Aktivitäten geplant werden. Im Laufe der Zeit entstehen weitere Ideen, die ebenfalls finanziert werden wollen – und finanziert werden müssen. Denn ein attraktives Zentrum kostet Geld. Ich höre schon wieder die Zweifler, die fragen: "Was bringt mir das?". Darauf kann man nur antworten: "Es bringt etwas für die Gemeinschaft, in die sich jeder einbringen kann. Mit Ideen, Engagement, Durchhaltevermögen – und natürlich Geld".
Vor allem Geschäftsleute und Vermieter im Zentrum Rissens sollten sich jetzt fragen, ob sie nicht ihren Teil dazu beitragen wollen, um die Zukunft des Dorfes zu fördern. Denn eines ist klar: Entweder es gibt in zehn Jahren eine florierende Einkaufsstraße, die Umsätze steigen und die Eigentümer profitieren von steigenden Mieteinnahmen oder der Verfall verstärkt sich und die Rissener gehen dann lieber in umliegende Stadtteile oder gleich zu Famila oder ins Elbe Einkaufszentrum zum Einkaufen. Die sind deshalb so attraktiv und erfolgreich, weil sie investieren: In schicke helle Räume, Marketingaktionen, Branchenmix und Parkplätze. All' das kann Rissen auch – es muss nur realisiert werden. Die Rissener Unternehmer haben es in der Hand – am Donnerstag zeigt sich, ob die Händler und Eigentümer in der Wedeler Landstraße etwas bewegen wollen. Ich wünsche mir für Rissen, dass es gelingt!